Angel

23.03.2023

Angel entlief am 20.02.2023 aufgrund einer Verkettung unglücklicher Umstände vor dem Haus ihres Pflegefrauchens in Oberlenningen.

Das Pflegefrauchen hatte eigentlich alles richtig gemacht: Angel trug ein Sicherheitsgeschirr und war doppelt gesichert.

An diesem Tag war „der Teufel aber ein Eichhörnchen“ und so kam es, dass Angel mit Sicherheitsgeschirr und Schleppleine entlief.

Sie hielt sich die ersten Tage noch rund um Oberlenningen auf und so gelang es uns recht zügig, sie auf einem Gartengrundstück anzufüttern.

Als klar war, dass sie regelmäßig kam, stellten wir sofort eine unserer Lebendfallen an die Futterstelle.

Allerdings hatten wir diese Rechnung ohne Angel gemacht!!

Sie kam zwar weiterhin, war aber sehr, sehr skeptisch und zeigte extreme Schwellenangst.

Es ging vor-zurück-außenherum in einer Endlosschleife und wieder weg!

Erschwerend kam hinzu, dass auf der gesamten Schwäbischen Alb nahezu kein Handyempfang möglich war und deshalb hakte es leider bei unseren Livecams ebenfalls massiv – egal bei welchem Anbieter.

Dann plötzlich der erste Schock:

Angel tauchte nach 4 Tagen den ersten Tag nicht mehr an der Falle auf!

Was dort auf dem Gelände genau geschehen war, können wir leider immer noch nicht wirklich rekapitulieren, weil die Cams phasenweise keine Bilder mehr sendeten.

Was allerdings zuvor auf jeden Fall auf den Kameras zu sehen war, war dass Angel ihre Leine zwischenzeitlich losgeworden war, was zunächst einmal eine Erleichterung war.

Als wir merkten, dass das mit der normalen Lebendfalle nicht funktionieren wird, packten wir unseren Fangzwinger ein und fuhren mit diesem im Schneesturm nach Oberlenningen und bauten ihn dort auf.

Wir hatten die Hoffnung, dass Angel wiederkommen würde und mit 3×4 Zwinger ohne Schwelle weniger Probleme haben könnte.

Auch diese Rechnung machten wir ohne Angel, die nie wieder dorthin zurückkehrte, obwohl der Zwinger täglich von Sabine frisch bestückt wurde.

Leider begann dann eine absolute Odyssee…

Angel fing an, große Strecken zu laufen: Gutenberg, Beuren, Nürtingen-Raidwangen, Neckartailfingen, Neckartenzlingen, Großbettlingen.

In letzterem Ort verbrachte sie dann vom 02.03. auf den 03.03.2023 eine Nacht und nahm mittags dort auch nachweislich eine Futterstelle an.

Wir waren zunächst guter Dinge, dort eventuell neu ansetzen zu können, aber leider fraß Angel nur 1x und galoppierte bereits spätnachmittags wieder zurück nach Oberlenningen.

Dort ließ sie sich aber auf keine der Futterstellen mehr ein und fing an, wild über den Albtrauf zu kreiseln: Gutenberg, Owen, Neidlingen, Breitenstein, Ochsenwang, Weilheim, Bad Urach, Erkenbrechtsweiler usw…
Überall ließ sie sich blicken, reagierte aber auf keine unserer Futterstellen mehr, weil sie nur im gestreckten Galopp unterwegs war! Kaum wurden Futterstellen eingerichtet, war Angel wieder 1-2 Ortschaften weiter.

Am 05.03.2023 gab es dann Sichtungen eines schwarzen Hundes mit rotem Halsband und Leine, der vom Brucker Fels unterwegs war in Richtung Owen.

Weil uns Angel massiv auf Trab hielt, kontaktierten wir Dani und Meli von der „Hundesicherung Filstal“ und baten sie, sich um diesen Hund zu kümmern, weil unsere Kapazitäten für keinen zweiten Hund in der Ecke reichten.

Die beiden fuhren sofort los und richteten Futterstellen für diesen vermeintlich zweiten Hund ein.

Im Nachhinein stellte sich allerdings heraus, dass es sich auch bei diesen Sichtungen um Angel handelte, deren Geschirr zwischenzeitlich gerissen war und seitwärts herunterhing und deshalb aussah wie eine Leine.

Am Montag 06.03.2023 meldete sich dann Sonja von der „Ziegelhütte“ in Ochsenwang bei uns. Sie hatte Angel im Bereich der Jugendeinrichtung gesichtet. Da wir zu diesem Zeitpunkt alle beruflich gebunden waren, baten wir Sonja (die selbst Hundebesitzerin ist), einen Napf mit Futter an den Sichtungsort zu stellen.

Einige Zeit später fuhr Dani dann nach Ochsenwang und duftete die Gegend um den Napf noch einmal richtig ein und hängte eine Kamera dorthin siehe da: Angel kam tatsächlich an die Futterstelle und fraß diese leer.

Noch am selben Abend stellten die Kollegen von der „Hundesicherung Filstal“ dann noch ihre Lebendfalle in den Bereich der Futterstelle.

Unsere Hoffnungen hielten sich allerdings in Grenzen, da wir die Süße ja bereits in Oberlenningen an der Falle beobachten konnten.

Angel kam dann ein einziges Mal an die Falle und mied sie dann aber auch wieder vollständig.

Es war zum Verzweifeln!

Es half alles nichts!

Am 07.03.2023 bauten wir unseren Fangzwinger in Oberlenningen ab und in Ochsenwang wieder auf.

Unterdessen gab es dann erneut einen Tag, an dem Angel nicht an der Futterstelle bzw. Falle und Zwinger auftauchte. Sie hielt sich Sichtungen zufolge aber nur 3 Km entfernt in Schopfloch auf.

Wir waren langsam aber sicher der Verzweiflung nahe und hatten noch nicht mal den Höhepunkt aller Überraschungen erreicht, die Angel für uns parat hielt.

Am 09.03.2023 dann endlich eine kurze Erleichterung…

Angel kam an ihre Futterstelle zurück. Leider interessierte sie sich aber nicht mehr für die Falle.

Da wir unseren Zwinger bewusst in einen anderen Bereich gestellt hatten, um 2 ihrer vermeintlichen Laufwege abzudecken, mussten wir nun schnell umdisponieren…

Wir fuhren nach Ochsenwang, schnappten den zusammengebauten Zwinger mit einiger, tatkräftiger Unterstützung der Jungs der Ziegelhütte und trugen ihn in den Bereich hinter der angenommenen Futterstelle.

Direkt nachdem wir fertig mit dem Aufbau waren, kam Angel bereits angeschlichen und tigerte interessiert um unseren Fangzwinger!

Sie zeigte stundenlang Interesse an dem leckeren, duftenden Futter, schaffte es allerdings wieder nicht über die Schwelle.

So ging das nun Tag für Tag… Stunde für Stunde…

Aber immerhin ging sie täglich einen Schritt weiter in den Zwinger und schaffte es in der Nacht vom 15.03. auf den 16.03.2023 zumindest das erste Mal in die Mitte unseres Fangzwingers!

Leider gab es dann aber am 16.03. einen Einfangversuch, der es in sich gehabt haben muss.
Vielleicht sogar im Bereich ihres Schlafplatzes und so ging das Bangen um Angel in eine weitere Etappe!

Wir waren langsam am Ende unserer Kräfte und Nerven und wurden auf eine echte Zerreißprobe gestellt. Jeden Tag fuhr einer von uns auf die Alb.

Teils übernachteten wir auch vor Ort, um die Lage auch nachts vollständig unter Kontrolle zu haben und Angel machte leider dennoch nur ansatzweise mit.

Es war wirklich alles neben unseren Jobs, Familien, eigenen Hunden usw. schwer zu organisieren.

Das Pflegefrauchen und wir machten uns solche Sorgen um sie – zumal das Geschirr so blöd herunterhing, dass ein potentielles Festhängen jederzeit realistisch schien.

Am 17.03. gab es dann wieder eine Sichtung in Unterlenningen und Oberlenningen – inzwischen endlich ganz ohne Geschirr!

In der Nacht zum 18.03.2023 kam Angel dann noch einmal nach Ochsenwang an den Zwinger zurück, fraß sehr verunsichert und hastig und dann begann die finale Tragödie…

Wir standen unter Schock:

Am 18.03.2023 gingen plötzlich Sichtungen aus Geislingen und Bad Überkingen bei uns ein.

Wir wollten das zunächst nicht glauben, konnten aber leider nicht anders. Als die ersten Fotos bei uns ankamen, bekamen wir leider traurige Gewissheit! Es handelte sich tatsächlich um unsere Angel!

Sie hatte sich bereits über 50 Km entfernt und das sollte leider noch nicht reichen!

Am Montag 20.03.2023 dann ein weiterer Schock:

Angel wurde mit Fotobeweis in Mögglingen gesichtet.

Wir nahmen sofort Kontakt zu den Kollegen von „Hund entlaufen Heidenheim…“ auf, weil wir diese Distanzen nicht mehr bewältigen konnten.

Eva fuhr noch am selben Abend nach Mögglingen und richtete dort Futterstellen für Angel ein.

Sie war zu diesem Zeitpunkt allerdings bereits weitergezogen und nahm die Futterstellen nicht an.

Am Mittwoch 22.03.2023 erreichten uns dann zwei Sichtungen aus Laichingen und wir bekamen langsam wieder die Hoffnung, dass sie tatsächlich wieder zurück nach Ochsenwang kehren könnte und bestückten deswegen sofort den Zwinger frisch.

In den frühen Morgenstunden des 23.03.2023 dann endlich die große Erleichterung:

Angel war tatsächlich sehr hungrig zurück zu unserem Zwinger gekehrt. Boahhh!! Uns fielen zentnerschwere Steine vom Herzen!!!!!

… und uns war klar, dass wir nun ein weiteres Mal ALLES geben mussten: Angels großer Hunger sollte uns dabei in die Karten spielen…

Bepackt mit Leckereien aller Art machten wir uns auf den Weg nach Ochsenwang.

Wir stellten die Näpfe im Zwinger etwas um und bestückten sie unwiderstehlich!!!

Angel kannte uns zwischenzeitlich und kam bis auf 10m an uns heran, als wir den Zwinger frisch bestückten und schaute sehr interessiert zu!

Als wir fertig waren, konnten wir bereits vom Parkplatz aus beobachten, wie wieder das bekannte Vor-Zurück-Außenherum begann…
das alles ging langsam wirklich an die Substanz und wir streckten nebenbei bereits die Fühler nach Distanznarkosespezialisten aus.

Frank Weißkirchen sicherte uns im Notfall seine Unterstützung zu.

Wir blieben nun aber den Tag über erst einmal in Ochsenwang und beobachteten die Lage.
Auch wollten wir ggf. sehr schnell da sein können.

Angel hielt nach der ersten, kleinen Ration vor dem Zwinger zunächst 10m neben dem 1. Napf gemütlich ein Nickerchen ab.

Plötzlich wachte sie wieder auf und wir trauten unseren Augen kaum!

Angel wurde sichtbar mutiger und stand plötzlich am helllichten Tag in der Mitte des Zwingers. Wow! Wer hätte das gedacht?

Und dann ging plötzlich alles ganz schnell…

Wir konnten vom Parkplatz aus live beobachten, wie die Türe unseres Zwingers ins Schloss fiel und rannten los.

Am Zwinger angekommen, flippte Angel leider komplett aus!

Sie rannte mit voller Wucht gegen sämtliche Wände unseres Zwingers und kletterte anschließend an den Gittern hinauf wie ein Äffchen und biss die Kabelbinder, mit denen unser Stahlnetz mit den Zwingerelementen verbunden ist, durch. Dabei reagierte sie weder auf beruhigende noch auf ernste Worte und es war auch nicht möglich, sie wieder nach unten zu bekommen, weil sie sich mit jeder einzelnen Kralle durch das Gitter festhielt.

Wir hatten unsere allergrößte Not, sie davon abzuhalten!

Sobald man sie anfasste, biss sie aus Panik wild um sich und verewigte sich leider nachhaltig!

Dann eilte Gott sei Dank Hilfe vom nahegelegenen Hof herbei!

Gemeinsam konnten wir den Zwinger betreten und Angel in eine sichere Box packen und mit ihr ins Auto!

In diesem Moment fiel die ganze Last der vergangenen 4,5 Wochen von uns ab und es flossen nur noch Tränen der Erleichterung!

Tausende von Kilometern, unendlich viele Sorgen und Ängste lagen hinter Angel und uns!

Wir fuhren Angel dann in der Box zu ihrem Pflegefrauchen nach Oberlenningen und brachten sie gesichert ins Haus.

Ende gut – alles gut!

Lieben Dank Sabine für dein Vertrauen und deine Mitarbeit!!!!!

Dankeschön dem lieben Herren aus Oberlenningen, auf dessen Grundstück wir erst die Falle und dann den Zwinger aufstellen durften.

Ein dickes Dankeschön an Panos, der täglich den Zwinger in Ochsenwang pünktlich um 9 Uhr bestückte, bis später jemand von uns vor Ort sein konnte!

Tausend Dank an die Kollegen der „Hundesicherung Filstal“ und „Hund entlaufen Heidenheim…“ für die Unterstützung in diesem anspruchsvollen Fall!

Vielen lieben Dank an die tollen Menschen in der Ziegelhütte!
Ein besonderes Dankeschön dort an Sonja und Hendrick!

Dankeschön an die Landwirte vor Ort!

Vielen Dank liebe Biggi, Britta, Panos und Dani für euer schnelles Kommen im entscheidenden Moment! Leider waren wir da bereits unterwegs und wegen dem nicht existierenden Empfang auf der Alb längere Zeit für keinen mehr erreichbar.

Einen dicken Knutscher an Anne Ulz für die 5-Sterne-Gourmet-Küche für Angel!

Dankeschön liebe Janine für das spontane Einrichten der Futterstelle in Großbettlingen!

Herzlichen Dank an Nicole und Michael aus Großbettlingen für eure Hilfe mit der Futterstelle!

Ganz herzlichen Dank an alle Sichter, die Polizei in Kirchheim und Nürtingen!

Lieben Dank an alle Teiler und an alle, die mitgefiebert haben!

Ihr seid alle Teil dieses Erfolgs!

Euer HEBW-Team