Archie

26.12.2021

Leider entlief Archie am 02.12.2021 mit Sicherheitsgeschirr und Anschnallgurt an der Raststätte Bruchsal-Ost. Das Tierheim Bruchsal stellte den Kontakt zwischen seiner Besitzerin und uns her. Da Archies Besitzerin lediglich auf der Durchreise war und somit vor Ort wenig ausrichten konnte, entschieden wir uns, diesen Fall zu betreuen. Noch am selben Mittag richteten wir eine Futterstelle am Entlaufort ein, druckten Flyer und begannen, diese großflächig aufzuhängen. Gespannt warteten wir auf neue Sichtungen oder eine Rückkehr an den Entlaufort – aber alles blieb ruhig. Es vergingen drei lange Tage ohne ein Lebenszeichen. Mit jedem Tag machten wir uns größere Sorgen!

Am 05.12 erreichte uns ein erlösender Anruf: Wir erhielten eine genaue Sichtungsmeldung samt Bild. Zügig richteten wir an diesen Sichtungspunkten Futterstellen ein und zogen weitläufige Spuren. Voller Hoffnung warteten wir ab, aber – es tat sich wieder nichts. So neigte sich auch dieser Tag seinem Ende entgegen und wir gingen voller Sorgen zu Bett. Am 06.12. erreichten uns erneut detaillierte Sichtungen aus dem gleichen Areal. Also machten wir uns wieder auf den Weg und richteten zusätzliche Futterstellen ein. Währenddessen bekamen auch wir Archie zu Gesicht: Er rannte über die Wiesen und schien äußerst gestresst. Davon liesen wir uns jedoch nicht entmutigen. Noch auf dem Weg zum Auto sendete eine der Livekameras plötzlich Bilder von Archie, der das ausgelegte Futter bis auf den letzten Krümel verputzte. Endlich hatte er eine Futterstelle angenommen! Auch am Morgen des 07.12 konnten wir Archie beim Fressen an einer weiteren Futterstelle beobachten. Da er sich zuverlässig im Gebiet der Futterstellen aufhielt, entschieden wir uns, zeitnah die Falle zu stellen. Noch am selben Tag bestückten wir diese mit zahlreichen Leckereien. Und dann hieß es abwarten…

Archie kehrte jedoch nicht mehr zurück. In den nächsten Tagen erhielten wir immer wieder Sichtungen aus dem ein und selben Gebiet. Täglich bestückten wir morgens und abends die Falle sowie die Ausweichfutterstellen neu und hofften, Archie würde wiederkommen – aber er kam nicht. Es wirkte, als könne er sich auf keine der Futterstellen mehr einlassen.

Am Morgen des 12.12. machten wir uns wieder in aller Frühe auf den Weg, bestückten die Falle mit dampfendem Futter und zogen erneut weitläufige Spuren. Gegen 10.30 Uhr trauten wir unseren Augen kaum: Archie lief zielstrebig auf die Falle zu. Interessiert nahm er das Futter wahr und wagte sich zum Falleneingang… Doch: Bevor er einen weiteren Schritt gehen konnte, stiegen zwei Radfahrer von ihrem Rad ab, liefen zielstrebig auf ihn zu und verjagten ihn vor der Falle. Fassungslos starrten wir auf unser Handy und mussten dieses Vorkommnis erst einmal verarbeiten! Viel Zeit blieb uns hierzu jedoch nicht, denn kurz darauf ereilte uns eine weitere Hiobsbotschaft: Archie renne gehetzt an der stark befahrenen Landstraße sowie auf Höhe der ICE Gleise umher. Getrieben von vielen Spaziergängern, wurde er schlussendlich auch noch mit Autos gejagt. Die Hetzjagd trieb ihn immer weiter aus seinem sicheren Gebiet und er begann, kopflos zu rennen. Unsere Verzweiflung war riesig – nach vielen Tagen traute er sich wieder an das ausgelegte Futter heran, näherte sich der Falle und wurde dann innerhalb weniger Minuten verjagt! Unsere Enttäuschung hätte nicht größer sein können!

Aufgrund der Verfolgungsjagd erhielten wir am nächsten Tag zahlreiche Sichtungen aus Hambrücken und Kirrlach. Da Archie somit sein vertrautes Gebiet tatsächlich verlassen hatte, entschieden wir uns, erneut Futterstellen einzurichten und von den verschiedenen Sichtungspunkten aus dorthin zu spuren. Doch, es erwarteten uns wieder zwei Tage ohne ein einziges Lebenszeichen. Täglich bestückten wir alle Futterstellen neu, doch Archie schien vom Erdboden verschluckt.

Am 16.12 war unsere Freude groß: Der schlaue Kerl hatte es trotz aller Widrigkeiten zurück in sein bekanntes Gebiet geschafft. Noch am selben Abend richteten wir daher an den neuen Sichtungspunkten Futterstellen ein und fuhren voller Hoffnung nach Hause. Aber Archie schien weiterhin alle Futterangebote zu ignorieren. So ging es auch an den darauffolgenden Tagen weiter. Wir erhielten präzise Sichtungen, richteten zeitnah neue Futterstellen ein, die Archie jedoch allesamt ignorierte. Gleichzeitig hielten wir ältere Futterstellen aufrecht, was mit viel Zeitaufwand verbunden war. Wir waren zunehmend mit unseren Kräften am Ende.

Doch am 21.12 wendete sich das Blatt: Nachdem alle Futterstellen aufgefrischt waren, meldete unsere Livekamera im Laufe des Vormittages einen fressenden Hund. Das war soweit nichts Neues, da unsere Futterstellen täglich von zahlreichen Gassigängern geleert wurden. Aber beim genauen Hinsehen, machte unser Herz einen Freudentanz: Es war Archie. Er schien bis auf die Knochen abgemagert und leerte hungrig den gesamten Napf. Sofort füllten wir diesen auf und hofften, dass er nun endlich wiederkehren würde! Und: Er kam! Um 15.33 Uhr leerte er erneut den Napf. Wir konnten unsere Freude kaum in Worte fassen. Zum ersten Mal kehrte er an eine angenommene Futterstelle zurück! Es schien, als verstünde er endlich das Prinzip! Über mehrere Stunden schaute er immer wieder an der Futterstelle vorbei, sodass wir uns dazu entschieden, die Falle am nächsten Tag aufzubauen. Mit vereinter Kraft stellten wir die Falle um und bestückten diese mit allem, was das Hundeherz begehrt.

Zunächst schien alles nach Plan zu laufen: Am 22.12 meldeten unsere Kameras immer wieder, dass Archie auf dem Weg in die Falle war. Er fraß am Falleneingang und ging immer weiter hinein – doch, kurz vor der Lichtschranke drehte er ab und verschwand im Wald. Unsere Nerven waren zum Zerreißen gespannt…

Da sich an dieser Situation bis zum Mittag des 23.12 nichts änderte, beschlossen wir, zusätzlich den Fangzwinger aufzubauen. Gesagt, getan! Auch diesen bestückten wir wieder mit allerlei Leckereien.

Am Morgen des 24.12 erschien der schlaue Kerl pünktlich mit der Morgendämmerung und der täglichen Futterlieferung. Genüsslich fraß er das dampfende Futter im Zwingereingang. Da er sich an den Näpfen orientierte, rückten wir diese an den darauffolgendenen Tagen immer weiter in Richtung der Lichtschranke. Beinahe stündlich erhielten wir Videos, die zeigten, dass er sich immer weiter und weiter hineintraute. Wir saßen zu jeder Tag- und Nachtzeit bereit… Jetzt musste er nur noch mitspielen.

Am Abend des 25.12 beschlossen wir, alle Näpfe samt Leckereien hinter der Lichtschranke zu platzieren. Gespannt warteten wir ab. Gegen 5 Uhr morgens meldete eine der Livekameras, dass Archie auf dem Weg zum Zwinger war. Er ging dabei wieder vorsichtig vor und schnappte sich zunächst, wie immer, einige Happen am Falleneingang. Immer wieder lief er in den Fangzwinger, um sich an einen der köstlich duftenden Näpfe zu wagen, drehte zunächst jedoch wieder um und rannte hinaus.

Unsere Nerven lagen zunehmend blank! Doch der Hunger siegte und er wagte sich immer weiter hinein.

Um 05.10 Uhr kam die erlösende Nachricht des Fallenmelders: FANG! Unsere Freude war riesengroß! Wir hatten es nach mehr als drei Wochen endlich geschafft! Sofort verluden wir Archie sicher aus dem Fangzwinger. Müde legte er sich in seine Box. Nun kann er sich endlich von all den Strapazen erholen!

Wir möchten zunächst Archies Besitzern für ihr Vertrauen danken!
Des Weiteren danken wir Caro, Tamara, Julia, Jessica und Rabea für ihr riesiges und ermüdliches Engagement.
Ein großes Dankeschön an alle Flyerhelfer sowie an die Jägerschaft vor Ort.

Lieben Dank auch an alle, die Archies Suchmeldung geteilt und Sichtungen gemeldet haben!

Ihr alle seid Teil dieses Erfolgs!

Euer HEBW-Team