Artemis

21.09.2022

Artemis entlief am 13.09.2022, nachdem sie sich auf der Wiese wälzte und sich dabei der Karabiner vom Geschirr löste.

Artemis ist eigentlich zuverlässig abrufbar, aber leider kreuzte genau in diesem Moment ein Kaninchen die Wiese und dann war Artemis verschwunden.

Deborah (ihre Besitzerin) konnte noch für einige Minuten ihr Gebell im Wald vernehmen und sie kam auch nochmals kurz auf sie zu, aber dann nahm sie erneut Fährte auf und war verschwunden.

Deborah griff in ihrer Panik dann zu ihrem Handy und kontaktierte uns.

Wir besprachen kurz die Lage und Deborah richtete sofort eine Futterstelle am Parkplatz (wo ihr Auto stand, das Artemis sehr liebt) und am letzten Sichtungspunkt (am Entlaufort) ein und verbrachte die Nacht vor Ort mit geöffnetem Kofferraumdeckel.

Kurze Zeit später meldete sich Kiki (die Jagdpächterin des Bereichs) bei uns mit einem Bild ihrer Wildcam. Dieses zeigte Artemis ca. 30 Minuten nach dem Entlaufen an ihrer Kirrung.

Wir stellten sofort den Kontakt zu Deborah her und die beiden fuhren dann gemeinsam den Wald ab, um nach Artemis zu suchen.

Leider machten wir aber sämtliche Rechnungen ohne Artemis.

Diese war nämlich – ab dem Moment – bis Sonntag 18.09.2022 spurlos verschwunden und das, obwohl wir gemeinsam mit einigen Followern vom ersten Tag an, massiv Suchflyer aufhängten.

Da Deborah bereits am Anfang Kontakt zu Jenny Bauer aufgenommen hatte und mit dieser in regelmäßigem Austausch stand, kam diese am 17.09.2022 zu einem Suchhundeinsatz an die „Oase Weil (Entlaufort)“.

Es musste dringend ausgeschlossen werden, dass Artemis etwas zugestoßen ist.

Avital wurde deshalb an der Kirrung angesetzt und lief von dort nach Waldenbuch an den Weilerberg und signalisierte dann einen Spurabriss.

Daraufhin wurde sie ein weiteres Mal am Entlaufort angesetzt, war aber aufgrund ihrer Intelligenz nur noch wenig motiviert, weil sie ja kurz vorher bereits eindeutig signalisiert hatte, dass sie „fertig“ sei und die Spur am Entlaufort vergleichsweise älter war.

Die Interpretation dieses Trails ließ 2 Optionen wahrscheinlich erscheinen:

1.) Es könnte sie jemand am Weilerberg ins Auto geladen und mitgenommen haben oder…

2.) Ein Abgang wurde überlaufen (was immer mal wieder vorkommen kann).
Schließlich sind Suchhunde keine Maschinen und auch ihnen können mal Abgänge in den Wald entgehen – zumal es tagelang sehr windig dort war.

Eines zeigte der Trail auf jeden Fall sehr deutlich: Artemis war mobil und lag nirgends schwerverletzt oder tot rund um den Entlaufort, was erstmal für große Erleichterung sorgte und es kam wieder Bewegung in die ganze Suche.

Wir beschlossen – auf Grundlage der Trails – und weil Avitals Blickrichtung immer wieder gen Segelbachtal ging – auch in diese Richtung auf Verdacht eine weitere Futterstelle einzurichten und das Tal sowie Dettenhausen nochmals richtig massiv zu flyern.

Langsam war die Verzweiflung allerdings auf allen Seiten groß und wir begannen, uns ernsthafte Sorgen zu machen!

Wo steckte die Süße nur?

5 Tage ohne eine einzige Sichtung waren allmählich beunruhigend.

Allerdings ist der Schönbuch natürlich auch riesig und mitunter unergründlich!

Wir blieben aber weiter dran:

Kiki informierte sämtliche Jagdkollegen und bat diese regelmäßig ihre Wildcams auszulesen und auf der Jagd Ausschau zu halten und auch die Hegeringsleiter und Förster wurden mit ins Boot geholt und wir hatten alle gemeinsam nur ein Ziel: Artemis lebend wiederzufinden.

Dann plötzlich eine Nachricht über Facebook von Gabriele Künstle. Sie hatte im Bereich des Schützenvereins in Weil im Schönbuch am Sonntagmorgen auffälliges Gebell im Wald gehört.

Wir fuhren sofort dorthin und plakatierten alles rund um diesen Punkt – inklusive des Rotwildgatters jenseits der B464.

Plötzlich dann am frühen Abend sichere Sichtungen von Artemis im Rotwildgatter.

Wir fuhren sofort dorthin und richteten an 3 Stellen Futterstellen mit Kameras ein.

Bereits um 21:21 Uhr kam das erste Live-Foto von Artemis am letzten Sichtungspunkt an der Futterstelle.

Wir freuten uns wie Schneekönige, dass wir endlich mit Sicherheit feststellen konnten, dass die Süße noch lebte und wohlauf schien.

Während der Nacht kam sie noch 2 weitere Male an diese und eine weitere Futterstelle und wir waren guter Dinge, dass wir sie dort nun via Lebendfalle sichern können werden.

Leider gab es dann aber einige gesundheitliche Probleme bei Deborah und auch in unserem Team, sodass wir ein wenig umdisponieren mussten.

Am Ende gelang es uns aber dennoch am nächsten Tag mit vereinten Kräften im Rotwildgatter eine Lebendfalle aufzustellen.

Wir bestückten diese standardmäßig mit allerlei Köstlichkeiten wie Brathähnchen, gebratenem Speck, Barf, Leberwurst und hofften auf die nächste Nacht.

Leider machten wir aber auch diese Rechnung wieder ohne Artemis.

Diese war nämlich längst von dannen gezogen und ließ uns erstmal wieder zappeln.

Auch am nächsten Abend wurde die Falle erneut mit besagten Leckereien bestückt, in der Hoffnung, dass Artemis mit dem nötigen Hunger vielleicht doch nochmals zu der Stelle zurückkehren würde, aber Pfeifendeckel! Sie ließ uns erneut im Stich.

Deborah hing zu diesem Zeitpunkt sowohl körperlich als auch seelisch völlig in den Seilen und sämtliche Versuche, ihr Mut zuzusprechen, prallten fast gänzlich an ihr ab!

Zu groß war die Verzweiflung inzwischen!

Plötzlich kam dann aber am Mittwoch 23.09.2022 eine 180 Gradwende in die Suche nach Artemis, die alle Sorgen mit einem Schlag verpuffen ließ.

Artemis wurde nur 1 Km von ihrem Zuhause in Altdorf entfernt auf einer Wiese gesichtet. Nach einem kurzen Telefonat und genauen Instruktionen fuhr Deborah sofort dahin.

Dort angekommen, sah sie Artemis tatsächlich auf der Wiese stehen. Sie rief einmal kurz freundlich und Artemis rannte sofort „grinsend“ (was sie kann) auf Deborah zu und vor Freude direkt in ihre Arme.

Wer sich von allen Beteiligten am meisten freute, war hier nicht mehr auszumachen!

Am Telefon konnten wir nur Freudentränen vernehmen und: „Ich habe sie, ich habe sie! Sie sitzt in meinem Auto“!!!

Auch wir waren außer uns vor Freude!!!!

Wir haben bisher nur wenige Hundesuchen mit nur 2 Sichtungen in 9 Tagen begleitet und das obwohl die Gegend massiv geflyert war.

Artemis hatte sich also rückblickend unbemerkt durch weite Teile des Schönbuchs (Wald) bewegt, ohne dass sie eine Menschenseele zu Gesicht bekam und das war ein echter Drahseilakt für alle Beteiligten!

Aber: Ende gut – alles gut!

Artemis bekommt von uns nun einen GPS-Tracker spendiert, damit sie solche nervenaufreibenden Sperenzchen und Eskapaden in Zukunft nicht mehr vollführen kann!

Tausend Dank, liebe Deborah, für dein ungebremstes Vertrauen in uns und deinen Wahnsinnseinsatz – nebst deiner Mutter – trotz Krankheit.

Ganz lieben Dank an Kiki (Jägerin) für die wundervolle Unterstützung die gesamte Suche über!

Vielen Dank an die tollen Förster und die Jägervereinigungen Böblingen und Tübingen!

Dankeschön an Jenny Bauer für den Suchhundeinsatz!

Herzlichen Dank allen Flyerhelfern: Das war dieses Mal wirklich großes Kino!

Dankeschön an die Sichter und Teiler für eure großartige Unterstützung!

Ganz lieben Dank an Herrn Roman Sies (Förster im Rotwildgatter) für die Genehmigung zum Einrichten der Futterstellen und zum Aufstellen der Lebendfalle!

Ihr/ Sie seid/sind alle Teil dieses schönen Erfolgs!

DANKE, DANKE, DANKE ??

Euer HEBW-Team