Diesel

23.04.2022

Diesel entlief am 09.04.2022, weil er sich vor einem fremden Mann im Hausflur so erschreckte, dass er fluchtartig zur Türe hinausrannte.
Leider wurde er dann auch auf der Reutlinger Straße von einem Auto touchiert und es war zunächst unklar, ob und wie schwer er sich dabei verletzt hatte.

Als sein Verein sich dann hilfesuchend an uns wandte, war eines sofort klar:

Wir mussten trotz schwieriger Bedingungen helfen!

Leider rannte Diesel dann zunächst einmal panisch entlang der A8 von Sielmingen Richtung Neuhausen/Denkendorf und dort verlor sich leider dann auch für 2 Tage seine Spur komplett.

Es wurden zwar sofort am Entlaufort und auf seiner bekannten Route, Futterstellen mit Kameras von uns eingerichtet, allein von Diesel fehlte jede Spur.

Aufgrund der Tatsache, dass wir eben nicht wussten, wie schwer der Unfall war, nahmen wir noch am Montag Kontakt zu Trailern auf, die auch am selben Abend noch kamen.

Gerade, als sie den ersten Hund ansetzen wollten, klingelte dann glücklicherweise seit 2 Tagen zum ersten Mal wieder unser Telefon: Es gab eine aktuelle Sichtung am „Sauhag“ in Neuhausen (Fildern).

Sofort wurde der Suchhundeinsatz abgebrochen und wir machten uns mit Futter auf zum Sichtungspunkt, da kam aber schon die zweite Sichtung aus Wolfschlugen am Blitzer (Ortseingang) und kurze Zeit später dann von einem Pferdehof in Wolfschlugen.

Parallel dazu wurden sämtliche Ortschaften um Sielmingen herum, sukzessive mit Flyern bestückt.

Zusätzlich dazu richteten wir also 3 Futterstellen auf besagtem Bauernhof ein und die Hoffnung wuchs, als uns die Bäuerin mitteilte, dass Diesel dort schon ein paarmal und länger gesehen wurde.

Leider nahm Diesel die Futterstellen zunächst aber nicht an und machte immer wieder Abstecher in Richtung des Entlauforts und zeigte sich dort im Wohngebiet.

Leider wirkte es aber ziellos und so, als ob er den richtigen Weg nicht finden würde und auch weitere Futterstellen in diesem Gebiet nicht.

Sämtliche Sichtungen waren immer in Parallelstraßen und es wirkte so, als ob Diesel von allen möglichen Seiten immer wieder versuchte, zurückzukehren, es aber nicht schaffte, gestört wurde und/oder den Weg einfach nicht fand.

Einen großen Schrecken verpasste uns dann eine Sichtung am Morgen des 13.04.2022 mitten auf der Auffahrt zur B27 in Plattenhardt.

Diesel kam aus Richtung Plattenhardt und wollte wohl zurück Richtung Sielmingen (Reutlinger Straße) und saß orientierungslos direkt auf der Wiese des Zubringers (auf der falschen Seite der B27!).

Uns wurde heiß-und kalt und wir riefen sofort die Polizei an, um mit ihr Rücksprache über das weitere Vorgehen zu halten und um eine Verkehrsmeldung zu veranlassen, was auch sofort seitens der Polizei veranlasst wurde. Dafür nochmals ein riesiges Dankeschön.

Kurze Zeit später dann kam Gott sei Dank aber die Entwarnung in Form von 2 weiteren Sichtungen entlang der Reutlinger Straße auf dem Fahrradweg in Richtung Sielmingen laufend.

Sofort richteten wir auch an der Reutlinger Straße auf dem Feld eine Futterstelle ein und spurten diese kräftig mit Leberwurstsuppe ein, in der Hoffnung, ihn nun längerfristig auf dieser Seite der B312 und B27 halten zu können.

Ob Diesel an diesem Tag über die B27 lief oder unten durch, wissen wir nicht.

Wichtig war vor allem, dass er es offensichtlich unbeschadet überstanden hatte und dass er dieses Unterfangen in Zukunft unterlassen würde.

Nun folgten wieder einige Tage mit einigen, wenigen Sichtungen auf den Feldern und Wiesen zwischen Wolfschlugen und Sielmingen.

Deshalb baten wir das Pflegefrauchen mit der zukünftigen Besitzerin und deren Hündin (die Diesel ansatzweise kannte) die Strecke nach Hause von den Feldern (Diesels Gassistrecke) immer wieder in Ruhe abzulaufen und von dort „nach Hause“ zu laufen und setzten dabei auch ein wenig Hoffnung in eine läufige Hündin, die ebenfalls durch das Gebiet mit ihrem Herrchen und Diesels Pflegefrauchen zum Entlaufort zurücklief, da Diesel erst kurze Zeit vor seiner Ankunft in Deutschland kastriert wurde.

Wir hofften, dass wir darüber – und unterstützt durch Leberwurstsuppe – Diesel den Weg „nach Hause“ aufzeigen konnten.

Dies gelang zunächst wohl auch und Diesel nahm insgesamt am Ende 3 Futterstellen in diesem Gebiet erst einmal an und machte uns wieder zuversichtlich.

Wir stellten dann sofort unsere Lebendfalle an die erste der angenommenen Futterstellen auf dem Feld an der Reutlinger Straße und waren eigentlich guter Dinge, dass wir Diesel dort sichern können werden.

Ganz lieben Dank an dieser Stelle an Herrn Hutzel (von der Filderstädter Polizei) für die unkomplizierte und unbürokratische Wochenendausnahmegenehmigung.

Leider machten wir aber auch diese Rechnung wieder ohne Diesel.

Dieser kam nämlich nie wieder zurück zur Reutlinger Straße, sondern nahm dann in genau dieser Nacht die Ausweichfutterstelle am Entlaufort (also bei seinem Pflegefrauchen) an.

Wir transportierten also unsere Lebendfalle zum Entlaufort und waren auch dort nun guter Dinge, aber auch dort folgte Diesel unserem Plan nicht, denn er kehrte dann auch dorthin nie wieder zurück.

Wir waren mit unserem Latein langsam ein wenig am Ende und die langen Nächte vor den Livecams wg. Katzen, Mardern, Igeln und Co. und dem ständigen An-und Ausschalten der Lichtschranke steckten uns langsam ein wenig in den Knochen und zehrten an unseren Nerven.

Da wir alles großflächig mit Kameras überwachten, konnten wir auf jeden Fall aber ausschließen, dass Diesel Angst vor der Falle hatte, denn er hatte diese weder an der Reutlinger Straße noch bei seiner Pflegestelle je zu Gesicht bekommen.

Er kam leider aber an keine der bereits angenommenen Futterstellen jemals wieder zurück.

Der Grund dafür könnte das Osterwochenende mit bestem Wetter und Sonnenschein und eine Osterpromenade – nebst unterschiedlichen Events, Musik und Stationen – durch sein Rückzugsgebiet gewesen sein.

Am Ostersonntag dem 17.04.2022 gab es dann wieder mitten in Neuhausen (Fildern) eine Sichtung und dann zum Entsetzen aller Beteiligten um 23 Uhr mitten in Echterdingen am Feuerwehrhaus.

Dies bedeutete, dass Diesel vermutlich ein weiteres Mal über die B27 gelaufen sein könnte oder aber im Bereich des Flughafens über die Brücke gelaufen sein musste.

Völlig am Ende mit den Nerven taten wir auch in Echterdingen wieder alles Nötige, aber dann verlor sich Diesels Spur erst einmal vollkommen.

Da sich die Sichterin sehr unsicher war, ob es sich bei ihrer Sichtung tatsächlich um Diesel handelte, kam am Dienstag noch einmal ein Suchhund zum Einsatz, welcher diese Sichtung eindeutig bestätigte und auch eine Richtung vorgab, die uns großen Kummer bereitete.

Die Laufrichtung ging nämlich wieder Richtung Stetten (Fildern) und damit auf das Feldgebiet direkt entlang der B27.

Der Suchhund wurde deshalb auch recht schnell wieder aus der Suche herausgenommen, weil wir Diesel ja nicht „jagen“ wollten, sondern nur sicherstellen wollten, dass er tatsächlich wieder auf „der falschen Seite“ der B27 gelandet war.

Als wir dann bis einschließlich Donnerstag nichts mehr von Diesel hörten und auch unsere Lebendfalle am Entlaufort von allen möglichen Tieren, aber nicht von ihm frequentiert wurde, wurde uns langsam sehr mulmig zumute.

Wir organisierten zunächst einige liebe Menschen, die uns dabei unterstützten, die B27 abzufahren und abzulaufen, um sicherzustellen, dass Diesel dort nirgends schwer verletzt oder tot liegt.

Nachdem auch diese Suche keine Ergebnisse brachte, telefonierten wir mit 2 Drohnenfliegern, die uns sehr gerne unterstützt hätten, die aber innerhalb der Einflugsschneise des Flughafens keine Fluggenehmigung erhielten.

Es war langsam alles nur noch schwer zu ertragen und die Hoffnung, Diesel lebend zu finden, schwand von Sekunde zu Sekunde mehr.

Aber dann geschah am Freitagmorgen plötzlich ein wahres Wunder!

Ein sehr netter Herr aus Unteraichen rief uns an und fragte, ob wir Diesel immer noch vermissen würden. Als wir das bestätigten, konnten wir unseren Ohren kaum trauen…

Er sagte uns, dass eine Dame, die am Hasenhof in Waldenbuch bei sich im Gartenhäuschen eine Katzenfutterstelle betreibe, ein Foto ihrer Wildcam in eine Whatsapp-Gassigehgruppe der Region gepostet habe und dass er denkt, dass es sich dabei um Diesel handele.

Nach dem Gespräch übersandte er uns dieses Bild und es war eindeutig Diesel, der seit Montag dort regelmäßig mitfraß!

Wir baten den lieben Herren darum, den Kontakt zu dieser Dame für uns herzustellen und konnten die Zeit, bis der Kontakt tatsächlich zustande kam, vor lauter Freude und Aufregung nervlich kaum überstehen.

Diesel war also tatsächlich von Echterdingen aus, sehr wahrscheinlich über Stetten (Naturtheater) oder Bonlanden (Filderklinik) durch den Wald zum Hasenhof nach Waldenbuch gelaufen.

An dieser Stelle ein großes Dankeschön an Annette Fröschle für den 1A Trail.

Rückblickend betrachtet, ergibt dieser Trail mit einem Schlag den perfekten Sinn.

Wir machten uns dann sofort auf den Weg nach Sielmingen, um unsere Lebendfalle zu holen, kauften unterwegs allerlei Leckereien für Diesel ein und fuhren dann in den Stadtteil Hasenhof (Waldenbuch).

Dort angekommen, stellten wir unsere Lebendfalle direkt an die Passage, durch die Diesel immer in den Garten lief, bestückten 3 Näpfe mit allerlei Leckereien (damit die Katzen nicht alles sofort leerfressen konnten und für Diesel noch etwas übrig blieb).

Da die sehr liebenswerte Dame vor Ort uns mitteilte, dass Diesel nie vor 0 Uhr an die Futterstelle käme, machten wir die Falle nicht sofort scharf, sondern präparierten nur alles vorab so, dass es um 22 Uhr schnell gehen konnte.

Um 22 Uhr trafen wir uns dann erneut mit Frau Knust vor Ort, welche das Futter noch einmal in der Microwelle erhitzte und dann machten wir die Falle scharf.

Nun begann allerdings eine komplett schlaflose Nacht, weil natürlich sämtliche Katzen, die von Frau Knust dort gefüttert wurden, in die Falle liefen, um dort die Leckereien zu inspizieren.

Das wiederum bedeutete, dass die Livecam die ganze Nacht über im Minutentakt Alarm meldete und wir binnen dieser Nacht 15x die Lichtschranke unterbrechen mussten, um keine Katze zu fangen und Diesel damit zu vertreiben.

Diesel ließ uns unterdessen bis 3:55 Uhr zappeln und wir waren zwischenzeitlich schlaflos und von Minute zu Minute wieder hoffnungsloser.

Wo war der Kerl nur?

Von 3:30 Uhr bis 3:53 Uhr fraß dann eine Katze sich genüsslich den Bauch voll… und wir warteten und warteten und warteten…

Pünktlich um 3:55 Uhr tauchte dann aber tatsächlich Diesel auf und die Katze verließ in Windeseile die Falle.

Jetzt hieß es schnell reagieren, denn Diesel spazierte ohne zu überlegen direkt und ohne Umschweife in die Falle.

Zack! Falle schnell scharfgestellt und bumm! Die Falle löste aus und Diesel war binnen Minuten gesichert.

In der Zeit, die wir brauchten, um zur Falle zu gelangen, fraß Diesel alle 3 Näpfe hastig leer.

Vor Ort angekommen, sicherten wir die Falle mit Kabelbindern und stellten sie samt Diesel in unseren Hartschalenhänger und holten ihn erst, als alles fest verschlossen war, aus der Falle.

Wir packten ihn im Hänger in eine Transportbox und verfrachteten ihn so in das Auto seiner neuen Besitzerin.

Ende gut – alles gut!

Diese Sicherung gleicht wirklich einem Märchen und wir machen drei Kreuze, dass Diesel diesen Ausflug unter sehr widrigen Umständen, am Ende gut überstanden hat.

Leider kamen in unserem Team auch krankheitsbedingt einige sehr erschwerenden Umstände hinzu, weswegen es sehr vieler, helfender Hände und Teamwork bedurtfte, um das alles überhaupt stemmen zu können!

Unser großer Dank gilt deshalb der lieben Jule und ihrer ganzen Familie, die den Mammutteil dieser Sicherung gemeinsam „gerockt“ haben.

Des Weiteren Frau Ulz, die die gesamte Gegend mit Flyern versehen hat und die B27 abgefahren und abgelaufen ist.

Tausend Dank auch an Selina (Diesels jetzige Besitzerin) für ihr Vertrauen und ihre Bereitschaft für Diesel jederzeit alles Mögliche zu tun!

Ein großes Dankeschön auch an Annette, Sina, Konny, Franzi und Edith für eure Bereitschaft nach Diesels Unfall nach ihm zu trailen und ein ganz besonderer Dank geht an Annette für den 1A Trail in Echterdingen, der uns darin bestätigte Echterdingen, Leinfelden, Bonlanden, Steinenbronn und Waldenbuch mit Flyern zu versehen und Diesel dort verstärkt auch in Facebookgruppen zu teilen – nur so konnte es final zu diesem perfekten Märchen kommen.

Lieben Dank auch an Ilona für deine sehr beruhigende Aussage im Vorfeld des alles entscheidenden Anrufs!

Dankeschön an alle Teiler, Sichter, Flyerhelfer und an alle, die mitgefiebert haben!

Dankeschön an die Familie Alber, die uns für sämtliche Futterstellen und theoretisch für ihre gesamten Felder eine Genehmigung zum Stellen der Falle erteilten.

Lieben Dank an Herrn Bühler und Herrn und Frau Rau (die Jäger des Gebiets).

Dankeschön an Nadine für die Hilfe beim Flyern und das Aufstellen der Falle!

Herzlichen Dank auch an Ingrid und Tine von „wir retten Hunde e.V.“ für euer Vertrauen in uns und eure Unterstützung aus der Ferne!

Ihr seid alle Teil dieses Erfolgs!!

Euer HEBW-Team