05.05.2021
Gina entlief am 03.05.2021 im Bereich des Rappenhofs, weil sie unbemerkt an einen Stromzaun stieß und in heller Panik auf-und davonlief.
Sie rannte zunächst zurück zum Parkplatz, überrannte diesen dann aber und ward nicht mehr gesehen.
Es wurden sofort Futterstellen am Entlaufort, Parkplatz und zu Hause eingerichtet und großräumig geflyert, allein von Gina fehlte leider jede Spur.
Da Gina, den Besitzern zufolge, ein Hund ist, der sich zunächst Tage lang in einer Art Schockstarre irgendwo verkriechen kann und in diesem Zustand auch bei Annäherung verharrt, fingen wir an, uns große Sorgen zu machen.
Hinzu kam, dass sie scheinbar in der Vergangenheit große Schwierigkeiten zeigte bei der generellen Futteraufnahme und diese im Freien wohl grundsätzlich verweigerte.
Das wiederum hieß, dass wir uns von den klassischen Maßnahmen (Sichtung=> Futterstelle=> Falle) gedanklich verabschieden mussten. Natürlich nicht ohne dies dennoch zu versuchen.
Leider zeigte sich aber, dass sie sich tatsächlich weder zeigte noch fraß.
Nach 2,5 Tagen ereilte die Besitzer die absolute Panik und auch bei uns machte sich eine gewisse Unruhe breit:
So ein kleiner Zwerg mit festem Bezug zu den Besitzern und zum Bezugshund, keiner einzigen Sichtung und keiner angenommenen Futterstelle gepaart mit denkbar miesem Wetter alleine im Wald – mitten in der Brut-und Setzzeit (umgeben von Füchsinnen mit Welpen, Bachen mit Frischlingen usw…) – machte uns Sorgen.
Normalerweise trailen wir grundsätzlich nie mit Suchhunden nach mobilen, Hunden, aber nach Rücksprache mit unserer Trailtrainerin Annette, entschieden wir nach gründlicher Risiko-Nutzenabwägung, dass wir in diesem Fall ausnahmsweise trailen gehen sollten.
Wir nahmen für diesen Einsatz allerdings bewusst die ruhigsten/sanftesten Suchhunde unserer Staffel mit.
Gesagt – getan!
Wir trafen uns am 05.05.2021 zum Trailen an besagtem Parkplatz am Waldfriedhof in Gerlingen.
Als wir gerade alle vor Ort ankamen, nahm die Geschichte allerdings eine plötzliche und sehr unerwartete Wendung.
Es kam ein Anruf bei den Besitzern rein und eine Sichterin meldete eine Sichtung vom späten Abend des 04.05.2021 am McDonalds in Leonberg.
Wir standen alle wie angewurzelt da, weil diese Ecke von Leonberg direkt an der A81 liegt und uns allen sofort das Herz in die Hosentasche rutschte. Die Sichterin beschrieb Gina samt ihres roten Halsbandes aber so genau, dass es nahezu keine Zweifel gab.
Daraufhin war eines sofort klar: Getrailt wird definitiv so weder am Entlaufort noch an dem Sichtungspunkt.
Wir fuhren in Ruhe gemeinsam zu McDonalds, um uns ein Bild über die Lage zu verschaffen und zu überlegen, wo wir in dem Industriegebiet Futterstellen platzieren könnten. Schließlich gab es wenig andere Optionen, auch wenn wir wussten, dass Gina über Futter eher nicht zu motivieren sein würde.
Gleichzeitig gingen die Besitzer mit Ginas Opa (Ginas Bezugshund) ganz in Ruhe spazieren.
Dabei sprach sie ein Arbeiter der Firma Geze an, ob sie einen Hund suchen würden. Als die Besitzer das bejahten, sagte er ihnen, dass er Gina ungefähr vor 30 Minuten in das Gebüsch des Walls zur A81 hat laufen sehen.
Unsere Herzen rutschten ein weiteres Mal in die Hosentasche!
Aber es half nichts! Die einzige Chance, die wir sahen, lag in den Besitzern, dem Bezugshund und dem ihr bekannten Auto der Besitzer.
Als ein Spaziergang, die normale Unterhaltung der Besitzer miteinander und ein Picknick auf dem Gelände der Firma- gemeinsam mit dem Bezugshund – nicht zum gewünschten Erfolg führte, empfahlen wir das Auto der Besitzer auf den Werkparkplatz zu holen und dann passierte das unglaubliche Wunder, das wir immer noch kaum fassen können:
Als Gina das Auto wahrnahm, schoss sie aus dem Gebüsch auf das Auto zu, warf sich vor Freude auf den Boden, winselte und quietschte vor Wiedersehensfreude und ließ sich völlig problemlos von ihren Besitzern anfassen, streicheln und sichern.
Wir beobachteten das ganze Geschehen aus sicherer Entfernung, gaben zuvor die Instruktionen und trauten unseren Augen kaum, als wir die Szenerie realisierten. Wir hatten alle miteinander Pipi in den Augen!
Es war einfach unglaublich schön, das zu sehen!!
Ende gut – alles gut!
Uns fallen tausende von Steine vom Herzen!
So eine kleine Maus – kurz vor der Autobahn. Das wäre sehr wahrscheinlich nicht lange gut gegangen.
Wir danken Ginas Besitzern für die Ruhe, die Kraft und ihr Vertrauen in uns!
Wir bedanken uns des Weiteren von Herzen bei unseren Trailkollegen von „Trail and find“ – insbesondere bei Annette Fröschle – für die stetige und postwendende Unterstützung bei unseren gemeinsamen Trailingeinsätzen!
Dankeschön an alle Sichter, Teiler und Flyerhelfer!
Dankeschön an den örtlichen Jäger Rolf Walz für die tolle Kooperation und Vermittlung!
Euer HEBW-Team