Lilli

22.02.16

Lilli ist am 20.02.16 am späten Abend mit ihrer Besitzerin auf Gleis 5 am Waiblinger Bahnhof gewesen und dort aus Schreck vor 2 Männern mit Leine entlaufen. Kurze Zeit später riefen die ersten Passanten bereits bei der Polizei an, weil sie sie gesehen hatten. Leider konnte ihr aber keiner habhaft werden.

Am Sonntagvormittag gingen weitere Sichtungen von ihr beim Tierschutzverein Waiblingen und Umgebung e.V. ein, welcher sofort einen Facebookpost aufsetzte und vor Ort aktiv wurde.

Ich wurde kurze Zeit später unter einer der Sichtungsmeldungen auf Facebook markiert und bekam so von ihrem Entlaufen mit. Ich setzte mich sofort mit Frau Werner und Frau Henrych vom TSV Waiblingen in Verbindung und fuhr in Absprache mit ihnen nach Waiblingen, um am letzten Sichtungspunkt, am Danziger Platz, Futterstellen für Lilli einzurichten.

Als ich damit fertig war, bekam ich einen Anruf von Frau Werner, weil es eine aktuelle Sichtung von Lilli an den Gleisen des Waiblinger Bahnhofs gab. Uns rutschte beiden sofort das Herz in die Hosentasche und wir trafen uns und fuhren gemeinsam dorthin.

Leider gab es aber bei unserer Ankunft weit und breit keine Spur von Lilli. Wir sprachen bei unserem ruhigen Rundgang auf dem Bahnhof viele Passanten an und fragten, ob sie einem alleine laufenden Hund begegnet seien, aber niemand hatte Lilli gesehen und so beschlossen wir einfach in Ruhe vor Ort zu warten, was sich passierte.

Zuvor verständigten wir natürlich alle offiziellen Stellen und einige Anwohner und den Pferdehof hinter dem Bahnhof.

Wir wollten Lilli aber auf gar keinen erschrecken oder sie aufstöbern und so warteten wir einfach in Ruhe vor Ort.

Leider kam es dann aber noch schlimmer…

Gegen 18:30 Uhr erreichte uns der verzweifelte Anruf einer Sichterin, deren Hund Lilii aus Versehen in einem Gebüsch in Bahnhofsnähe aufgestöbert hatte. Als die Dame dann genauer nachschaute, was da im Gebüsch raschelte, sprang Lilli auf und rannte auf das Gleisbett des Hauptbahnhofs und auf den Gleisen Richtung Backnang. Wir erschraken zu Tode.

Wir versuchten dennoch, ruhig zu bleiben und liefen langsam auf den Bahnsteig und schauten, ob wir etwas erkennen können, aber es war bereits stockdunkel und weit und breit nichts zu sehen. Nachdem noch einmal Kontakt zur Polizei aufgenommen wurde, blieben wir bis 22:00 Uhr am Bahnhof. Einfach, um das Gefühl zu haben, in der Nähe zu sein.

Ihr könnt euch wahrscheinlich vorstellen, was für ein furchtbares Gefühl das war… Wir machten uns große Sorgen und konnten doch in diesem Moment absolut nichts für die Süße tun, ohne sie in noch größere Panik zu versetzen…

Gegen 21:30 stießen dann auch die Besitzer von Lilli zu uns.

Gegen 22:00 verabschiedeten wir uns und beschlossen etwas entfernt noch 2 Futterstellen einzurichten und am Montag weiterzumachen. Gott sei Dank kam dann um 22:15 eine weitere Sichtung von Lilli herein, wie sie an der Jet-Tankstelle und am Subway vorbei Richtung Berufsschulzentrum rannte.

Puhhh, keine optimale Gegend, weil an einer großen Straße und immer noch in der Nähe der Gleise, aber wenigstens runter von den Gleisen.

Da ich bereits auf dem Heimweg war und Frau Werner ebenfalls, verständigte ich Kerstin Kopp, die sofort mit Futter und ihrer Hündin losging, um Futter auszulegen und in Ruhe zu sehen, ob sie Lilli irgendwo sieht. Aber leider sah auch sie sie nicht und hinterließ einfach ein wenig Futter.

Am Montag passierte lange Zeit erstmal nichts. Dann gab es aber einen Anruf, dass Lilli im Schrebergartengebiet bei den Gärtnereien zwischen Waiblingen und Hegnach gesichtet worden sei. Frau Werner machte sich sofort auf den Weg und schaute in Ruhe, ob sie Lilli dort sichten kann. Leider sah sie sie aber nicht.

Ich machte mich um 13:30 Uhr auf den Weg dorthin. Als ich um 14 Uhr dort ankam, war ich zunächst etwas orientierungslos, weil die Sichtung sehr ungenau war und das Gebiet riesig. Leider bestand auch keine Möglichkeit, nochmals Rücksprache mit dem Sichter zu halten. Also fuhr ich mit dem Auto ein wenig dort durch die Gegend, um mir zu überlegen, wo Futterstellen Sinn machen könnten.

Plötzlich sah ich aus der Ferne vor der Gärtnerei Kuhrt einen großen, schwarzen Hund stehen, aber zunächst keinen Mensch in der Nähe und beschloss deshalb dort mal vorsichtig hinzufahren.

Leider musste ich feststellen, dass es sich bei diesem Hund nicht um Lilli, sondern den Hund der Familie Kuhrt handelte, ABER innerhalb des Gesprächs mit Herrn Kuhrt, stellte sich dann heraus, dass Lilli um 13:30 Uhr bei genau dieser Familie im Garten war. Was ein Wunder, dass ich zufällig auf diese wunderbare Familie traf.

Richtiger Ort – richtige Zeit!

Die Familie sicherte mir sofort ihre vollste und uneingeschränkte Unterstützung zu und so dürfte ich auf ihrem Gärtnereigelände 2 Futterstellen mit Wildbeobachtungskameras einrichten. Dieses Gebiet war optimal! Ruhig, weit weg von den Gleisen, nur Feldwege und eine Vielzahl an Unterschlupfmöglichkeiten.

Nachdem ich die Futterstellen eingerichtet, verließ ich das gesamte Gebiet erst einmal wieder. Zwischenzeitlich telefonierte ich mit Brigitte Merkle (Tierrettung) und wir beschlossen uns um 17:30 vor Ort zu treffen, die Cams auszuwerten und dann die weiteren Schritte zu planen und siehe da Halleluja:

Lilli hatte zwischen 16:26 Uhr und 16:45 Uhr an beiden Futterstellen angebissen !!

Wir bestückten diese jeweils noch einmal mit sehr wenig Futter und beschlossen aufgrund der Gefahrenlage, Jürgen Völker (Chef der Tierrettung Region Esslingen (Mittlerer Neckar)) zu kontaktieren und um die Lieferung der Tierrettungsfalle zu bitten.

Das ganz große Problem in diesem Fall war, dass entlaufene Hunde tendenziell immer wieder zum Entlaufort zurückkehren und das war in Lillis Fall einfach mit erheblichen Gefahren verbunden. Deshalb diese zugegebenermaßen schwierige Entscheidung ohne mehrtägige Annahme der Futterstellen sofort die Falle aufzubauen und scharfzustellen.

Zwischenzeitlich verließen wir den Futterstellenbereich wieder vollständig, um dort absolute Ruhe einkehren zu lassen. Die Falle wurde uns dann von Ben (TR) gegen 20:30 gebracht. Das Futter fehlte zu diesem Zeitpunkt an beiden Futterstellen schon wieder und eine Auswertung der Cams zeigte, dass Lilli ein zweites Mal an den beiden Futterstellen war.

Wir bauten in Ruhe die Falle auf, bestückten sie mit warmem Döner und Leberwurst und stellten sie gegen 21:30 scharf und genau um 22:26 löste die Falle aus und Lilli konnte gesichert werden.

Uns fielen mal wieder Hunderttausend Steine vom Herzen!!! Was ein Glück!!! Wir warteten dann an der Falle, bis Frau Werner, Jürgen und Ben von der Tierrettung kamen und wir Lilli gemeinsam gesichert aus der Falle holen konnten.

Sie verbrachte dann die Nacht in Obhut der Tierrettung, bis sie ihre Besitzer aus Welzheim heute wieder in Empfang nehmen konnten.

Lilli hat uns eine absolute Traumsicherung nach im Kontext der Hundesicherung nur ganz kurzer Zeit vornehmen lassen. Dafür bin ich von Herzen dankbar und es ist mir klar, dass das reines Glück war!!!

Danke an Brigitte Merkle (TR), an Jürgen Völker (TR) und Ben (TR) und an Frau Werner für die super Zusammenarbeit.

Ein herzliches Dankeschön an Familie Kuhrt für ihre großartige Unterstützung!

Lieben Dank auch an Frau Frau Henrych und Kerstin Kopp für ihren Support vor Ort.

Danke an mein Team hier von „Hund entlaufen Baden-Württemberg“ und meine „Hundesuchfreundinnen“ Britta, Katja, Thekla, Steffi, Meli und Silke für ihre blutigen Augen und Ohren!

Und zu guter Letzt lieben Dank an die Waiblinger Polizei und an alle, die Sichtungen sofort gemeldet haben und mit dem Herzen bei uns waren.

Viele haben uns Hilfe angeboten, aber wir wollten Lillis Sicherung wegen der ganzen gefährlichen Umstände lieber in Ruhe vornehmen. Seid uns deshalb bitte nicht böse!

Ende gut – alles gut!

Liebe Grüße,
i.A. Nadja mit dem gesamten Team von HEBW