Linus

28.03.2020

Linus ist am 31.01.2020 auf dem Weg vom Flughafen (aus Bulgarien) zu seinen Besitzern in die Schweiz bei einer Pippipause in Pleidelsheim aus seinem Geschirr geschlüpft und entlaufen.

… und damit fing eine Odyssee an, die ihresgleichen sucht und die wir so Gott sei Dank noch nie erlebt haben…

Linus lief in den Wochen nach seinem Entlaufen von Neckarwestheim über Ludwigsburg, Fellbach, Waiblingen, Weinstadt, Esslingen, S-Wangen, S-Ost, Degerloch, Plieningen, Möhringen, Degerloch, Solitüde, Weilimdorf, Korntal im Schnitt täglich 30-50 Km.

Das hatte leider wochenlang zur Folge, dass wir ihm mit unseren Futterstellen immer 3 Schritte hinterher waren.

Der Junge war nicht zu stoppen! Kaum ging eine Sichtung ein und wir richteten Futterstellen ein, war Linus schon wieder 3 Ortschaften weiter!

Wir waren lange Zeit wirklich am Verzweifeln mit ihm und zugegebenermaßen phasenweise auch wirklich mit unserem Latein am Ende!

Dann kam der 03.03.2020, der eine glückliche Wende einläutete… allerdings nicht direkt (was für Linus typisch war).

Um 21:00 Uhr erreichte uns der Anruf des „Städtischen Tiernotdienstes“, dass Linus hinter dem Schutzwall der B10 in Zuffenhausen seit 20 Minuten regungslos und relativ entspannt daliegen würde und von Zuffenhausener Polizei beobachtet würde und was nun unser Plan sei.

Wir berieten uns kurz und entschieden dann, dass wir sofort mit einer Lebendfalle versuchen sollten, die Chance zu ergreifen, Linus „kalt zu erwischen“ – in der Hoffnung, dass er hungrig sei und unserem Plan folgen würde.

Gesagt – getan!

Wir stellten die Falle am letzten Sichtungspunkt auf und verließen das Gelände. Leider interessierte sich Linus zunächst aber gar nicht für die Falle und wir wurden mal wieder von ihm eines Besseren belehrt.

Am 04.03.2020 tauchte er dann abends kurz an der Falle auf, schnüffelte davor herum, wurde dann allerdings von einer Gruppe Halbstarker so massiv gestört, dass er wieder über alle Berge ging. Die Jungs lösten nämlich – wenige Minuten, nachdem Linus da war – die Falle aus und die zufallende Fallentüre erschreckte ihn wohl zu Tode…

Danach bekamen wir dann wieder Sichtungen aus Pflugfelden, Ludwigsburg, Kornwestheim, Degerloch und Möhringen und so langsam machte sich wirklich Verzweiflung breit!

Als wir unsere Falle aus Zuffenhausen abtransportierten, beschlossen wir aber dennoch, Linus dort eine Futterstelle zu hinterlassen.

2 Tage später trauten wir unseren Augen nicht!

Linus war auf der Kamera und hatte die Futterstelle tatsächlich angenommen!

Es erfolgte daraufhin ein weiterer Versuch mit der Falle, welcher Linus allerdings erneut zu einem eintägigen Abwandern bewog, weil ihm vermutlich das Erlebnis mit den Jungs tief in den Knochen steckte.

Deshalb entschieden wir uns, unseren 3x4m Fangzwinger aufzustellen und es damit zu versuchen!

Linus kam ab diesem Moment jede Nacht konsequent an den Zwinger und fraß dort!

Soweit so gut, aber leider zu früh gefreut… alles schön und gut, aber wir haben den Plan ohne Linus gemacht.

Der setzte nämlich nichtmal die Pfotenspitze in den Zwinger und glänzte durch massive Schwellenangst. Deshalb gruben wir die Türe in den Boden ein, um ihm damit diese Angst zu nehmen, aber es war absolut nichts zu machen!

Unsere Kochkünste wurden mit Missachtung gestraft, sobald dafür diese magische Schwelle hätte übertreten werden müssen.

Gebratener Speck an Biohack, Brathühnchen, Chicken Nuggets, Burger aller Couleur, Rollmops, Venusmuscheln, gebratene Rinderleber, Dorschleber… es war NICHTS zu machen!

Linus blieb konsequent vor dem Zwinger stehen und das war’s!

Es mussten also neue Pläne für ihn her!

In der Folge öffneten wir den Zwinger vorne vollständig, damit er ohne Platzangst hineinlaufen und sich erstmal in Ruhe an ihn gewöhnen konnte.

Des Weiteren gingen unsere Kolleginnen vom Tierheim Ludwigsburg nun täglich mit einer läufigen Hündin abends dort gassi und endlich folgte Linus unseren Plänen, obwohl er kastriert ist.

Er verliebte sich sofort heillos in Maya und schloss sich ihr all abendlich an!

Wir organisierten vor Ort dann einen vollumfänglich umzäunten Garten! Aber auch den Plan, mit Maya in den Garten zu laufen und Linus mitzunehmen, um den Garten dann zu schließen, spielte er zunächst nicht mit.

Er blieb konsequent auch vor diesem Eingang stehen und ging keinen Schritt weiter.

Es fiel uns sehr schwer, ihn dann immer wieder unverrichteter Dinge zurückzulassen.

Gleichzeitig ging Linus dann allerdings wenigstens bis nach ganz hinten, in den nun geöffneten Zwinger.

Jede Nacht erfreuten uns zahlreiche Livebilder von ihm und gleichzeitig wussten wir im Grunde nicht wirklich, was nun tun.

Ständig spielte die Angst im Hintergrund mit, dass er auf zu starke Veränderungen wieder mit einem Abwandern reagieren könnte!

Aber es blieb nichts anderes übrig, als es weiter zu versuchen…

Gestern Nacht dann die alles entscheidende Wendung.

Linus hatte zu unseren Kolleginnen und Maya wohl so großes Vertrauen aufgebaut, dass er sich von ihnen gestern doch in besagten Garten locken ließ und sie die Türe schließen konnten.

Damit war es allerdings nicht getan.

Jetzt fing es eigentlich erst an, wirklich aufregend zu werden!

Der Garten war zwar perfekt umzäunt, aber riesig, sodass es zunächst unmöglich erschien, ihn dort zu fassen zu bekommen. Eine Annäherung ließ er nicht zu.

Ein Alternativplan musste her!

Wir organisierten mit Unterstützung von Ursel Gericke (TH LB) einen Distanznarkosespezialisten und eine Tierärztin, die um 1 Uhr heute Nacht ankamen, um Linus zu betäuben.

Auch Großteile unseres Teams waren vor Ort, um die Gegend abzusichern bzw. im Notfall zu trailen.

Allerdings wurde all das nicht nötig, weil es Ursel Gericke und Jenny (TH LB) im letzten Moment gelang, Linus die Schlinge einer Retrieverleine um den Hals zu legen und ihn ohne Narkose zu sichern!

Um 3:00 Uhr heute Morgen war der Spuk dann endlich zu Ende und unsere Herzen um Zentner leichter!

Linus hat es uns wirklich sehr schwer gemacht!!!

Krasser Bub, krasse Suche, aber Ende gut – alles gut!!

Tausend Dank an alle, die mitgefiebert, die Suchmeldung geteilt und geflyert haben!

Vielen lieben Dank an die Polizei für das besonnene Vorgehen und die Unterstützung! Ein großes Dankeschön auch an den TND und Herrn Hauer für die Unterstützung!

Ein besonders herzliches Dankeschön an die Gartenbesitzer in Zuffenhausen, die uns ihren Garten und ihren Schlüssel zur Verfügung gestellt haben!

Dankeschön auch an den Gärtnereibesitzer, der sehr kooperativ war, trotz der Annahme, dass Linus eventuell seinen Hühnerbestand ordentlich dezimierte. Das wiederum bewahrheitete sich nicht.

Tausend Dank auch an Janina (der Linus entlaufen ist) für ihren konsequenten, super Einsatz für Linus!

Danke auch an Denise, Angela, Sarah, Karin und Sonja für den Support!

Ein ganz besonderer Dank gilt dem Tierheim Ludwigsburg, welches schlussendlich in Kooperation mit uns für die Sicherung von Linus gesorgt hat!

Euer HEBW-Team