Lisa

25.06.16 (Bericht von Britta K.)

Lisa, eine Hündin aus Rumänien, entlief am 05.06.2016 bei der Übergabe an ihre neue Pflegestelle. Seit diesem Tag irrte sie in Pforzheim umher, wurde oft gesehen, jedoch gelang es niemandem, sie einzufangen.
Am 12.06.2016 wurden wir auf die Hündin aufmerksam. Und zwar war ein Mitglied unserer bundesweiten Arbeitsgruppe um Hilfe gebeten worden, da die Suche wohl alles andere als optimal lief. Und tatsächlich – in der öffentlichen Facebook-Gruppe „Findet Hündin Lisa“ wurde jede Sichtung veröffentlicht und Helfer pilgerten sofort zum Sichtungsort und suchten aktiv, in der Hoffnung, Lisa mittels Leckerli und Leine sichern zu können. Außerdem wurde dazu aufgerufen, sie zu verfolgen, um festzustellen, wo sie sich aufhält. Mögliche Schlaf- und Ruheplätze wurden auch aufgesucht, in der Hoffnung, Lisa zu finden. Die Folge war, dass Lisa einfach nicht zur Ruhe kommen konnte.
Noch bevor wir versuchten, die Suche in geordnete, sinnvolle Bahnen zu lenken, gab es einzelne Personen, die wertvolle Tipps von dieser Seite – Hund entlaufen in Baden-Württemberg -, teilten und auch Erklärungen abgaben. Allen voran Isa Thinius. Manche konnten die Tipps nachvollziehen und unterstützten Isa, andere nicht. Und von diesen wurde Isa innerhalb kürzerster Zeit böse angegangen.
Am 14.06.2016 trat Nadja Jurk der Gruppe bei. Sie versuchte in einer Engelsgeduld, die aktiven Sucher davon zu überzeugen, dass ihr Handeln falsch ist. Gleichzeitig gab sie Tipps, was tatsächlich zu tun ist, nämlich Futterstellen einzurichten. Leider stieß sie bei den aktiven Suchern auf absolut taube Ohren. Es folgten Diskussionen, Beschimpfungen und Beleidigungen. Nach und nach klinkten sich noch mehr aus unserer Arbeitsgruppe ein, die alle Erfahrung in der Sicherung von ängstlichen Hunden haben. Doch auch wir drangen nicht zu den aktiven Suchern durch. Im Gegenteil, Kommentare wie „du hast ja keine Ahnung“, „wie dumm“ und „Klugscheißer brauchen wir nicht in der Gruppe“ gehörten noch zu den netten. Die aktiven Sucher beschlossen dann, eine WhatsApp-Gruppe zu gründen, um bei ihrer aktiven Suche nicht weiter gestört zu werden. Da dort jeder eintreten konnte, waren wir natürlich auch dabei und die „Jagd“ nach Lisa ging munter weiter.
Okay, was also tun. Nadja und ich beschlossen, eine kleine Gruppe mit vernünftigen Leuten aus Pforzheim zu gründen, um Lisa zu helfen. Dies natürlich in Absprache mit dem Tierheim Pforzheim, da es keinen Sinn macht, sich bei einer Suche in die Quere zu kommen. Das Tierheim war einverstanden und übertrug uns die Verantwortung für die Suche.
Wir starteten die Suche nach Lisa aktiv am 18.06.2016. Wir erstellten einen Suchflyer mit unseren Telefonnummern. Zu unseren aktiven Helfern (nicht Suchern) zählten zwischenzeitlich Isa Thinius, Verena Groiss, Andrea Fischer, Sabrina Athelstan und Anja Weisbrich.
Am gleichen Tag fuhr Nadja mit Irina Knecht noch nach Pforzheim, um sich ein Bild von Lisas Gebiet zu machen und geeignete Stellen für Futterstellen zu finden. Abends traf sie sich mit Sabrina, um ihr alles Notwendige zu erklären. Ab diesem Zeitpunkt lief alles in geordneten Bahnen. Sichtungen wurden mitgeteilt, die Mädels richteten Futterstellen ein. Leider wurde Lisa immer wieder durch aktive Suchen gestört. Sie kam einfach nicht zur Ruhe. Dann meldete sich eine Dame, dass Lisa sich wohl an ihrer Katzenfutterstelle bediente. Was ein Glück! Andrea und Verena Groiss kümmerten sich um das Aufstellen der Wildkamera und das Bestücken der Futterstelle mit leckerem Hundefutter. Und tatsächlich – Lisa war da! Wir waren so erleichtert! Da Nadja aufgrund anderer Termine überhaupt keine Zeit hatte, die Falle nach Pforzheim zu bringen, bat sie die Leiterin des Tierheims Ludwigsburg um Unterstützung. Die sagte sofort zu und stellte ihre Mitarbeiterin Kekz für die Sicherung von Lisa von ihren anderen Aufgaben frei. Kekz, Andrea und Verena Groiss stellten so die Falle am 23.06.2016. Und wie sollte es anders sein – Lisa kam die Nacht nicht! Die Enttäuschung und auch die Sorgen um Lisa waren riesengroß. War doch etwas passiert? Erleichterung – nein, es gab Sichtungen. Also weiter hoffen. Heute Morgen um 06:10 Uhr klingelte mein Handy. Im schönsten badischen Dialekt bekam ich die Mitteilung: Der Hund isch‘ im Käfig. Und tatsächlich – es war Lisa!
Bevor wir jetzt Danke sagen, möchten wir noch ein paar Dinge erwähnen, die wirklich alles andere als schön für uns und auch andere waren:
Wir fanden ganz schlimm, dass manche Mitglieder in der Gruppe „Findet Hündin Lisa“, heute „Suchtiere rund um Pforzheim“ absolut beratungsresistent waren. Und nicht nur das, sie reagierten auf sinnvolle Tipps mit Vorwürfen und Beleidigungen. Anstatt diese Mitglieder in ihre Schranken zu verweisen, wurde Nadja blockiert.
Die gegründete WhatsApp-Gruppe toppte aber alles. Hier nur ein paar Zitate: „… wie wäre es, wenn wir unsere / eure Sichtungen nicht mehr in Face posten? Ihr meldet es sowieso nicht im Tierheim und der Polizei, die in der Gruppe sind gegen diese Suchaktionen und hetzen nur … Bzw. spionieren aus, dann braucht man denen ja nicht helfen, oder?“
Eine brachte das Ganze gut auf den Punkt, bevor sie die Gruppe verließ: „Also ich habe das jetzt lang genug still verfolgt und ich muss sagen, diese wortwörtliche Jagd, die ihr betrieben habt, ist nun zu einer Sekte mutiert. Spione, Lästerei etc. – Und ich bin auch weg“!
Ein Mitglied dieser WhatsApp-Gruppe hatte dann den glorreichen Plan, durch Schleimen bei uns, unter Nutzung mehrerer Profile, mehr Infos zu erhalten. Auf Zitate verzichten wir hier.
Hier ging es natürlich immer nur um Lisa …
Ebenfalls nicht schön war, dass Nadja telefonisch auf das Übelste beschimpft wurde. Die Worte wiederholen wir jetzt hier nicht. Außerdem finden wir es ziemlich frech, dass behauptet wurde, wir seien nie erreichbar, nur weil wir einmal nicht ans Telefon gingen. Wir sind beide voll berufstätig und haben auch noch anderweitige Termine. Sorry, wenn ich jemanden wegdrücken muss, wenn ich meinen Hund gerade auf dem Behandlungstisch beim Tierarzt fixiere. Es handelte sich um Minuten…
Nun aber genug mit Negativem!
Wir sind einfach nur froh, dass wir mit Hilfe einer Top-Truppe in Pforzheim, Lisa sichern konnten. Und wir sind auch froh, dass die Sicherung von Lisa, den ein oder anderen zum Umdenken veranlasst hat. Leider nicht alle … Wir wünschen uns, dass die, die sich angesprochen fühlen, nicht gleich um sich schlagen. Vielmehr wünschen wir uns, dass diese Personen, sich einfach mal auf die Couch setzen und sich selbst reflektieren.
Jetzt aber Danke an (da müsst ihr jetzt durch):
Die Mädels vor Ort: Isa Thinius, Verena Groiss, Andrea Fischer, Sabrina Athelstan und Anja Weisbrich – ohne euch wäre Lisa aufgeschmissen gewesen!!!!
Die anderen Mitglieder unserer kleinen vertrauensvollen Gruppe Lisa.
Die Mädels von der Arbeitsgruppe, die ebenfalls versucht haben, einzelne Mitglieder der Suchgruppe Lisa zur Vernunft zu bringen und beschimpft oder blockiert wurden.
Das Tierheim Pforzheim für ihr Vertrauen.
Die Dame von der Katzenfutterstelle.
Das Tierheim Ludwigsburg für die grandiose Unterstützung. Insbesondere an Kekz, die zwei Nächte im Transporter genächtigt hat und letztendlich Lisa von der Straße geholt hat.
Katja Weiher, Admin in unserer Arbeitsgruppe, die Ruhe in die Suchgruppe brachte und dem ein oder anderen noch die Augen öffnen konnte.
Und natürlich an alle, die uns Sichtungen mitteilten!
Wir wünschen Lisa ein wunderschönes Leben in Sicherheit.

Nadja & Britta