Rosi oder der krasseste Fall ever…

23.09./24.09.2024

Rosi entlief am 07.07.2024, als scheinbar ein Böller im Wald gezündet wurde und Rosi bereits nach 4 Wochen ohne Leine Gassi war.

Leider erfuhren wir erst 5 Tage später von ihrem Entlaufen, als das Kreistierheim Böblingen den Kontakt zu uns herstellte.

Da die ersten Tage bei einer Hundesicherung von sehr großer Bedeutung sind, hatten wir zu diesem Zeitpunkt leider sehr kostbare Zeit für Futterstellen am Entlaufort etc. verloren.

Dennoch fuhren wir natürlich sofort los, als wir von ihrem Entlaufen erfuhren, um zu Hause und am Entlaufort Futterstellen einzurichten.

Als es dann aber immer noch keinerlei Sichtungen gab und auch die Futterstellen nicht angenommen wurden, entschieden wir uns für einen Suchhundeinsatz mit unseren Partnern von „Trail & Find“, weil Rosi zu diesem Zeitpunkt bereits 6 Tage fehlte und wie vom Erdboden verschluckt schien.

Die Suchhunde kreiselten großflächig um den Entlaufort herum und legten nahe, dass sich Rosi noch eine ganze Weile im Entlaufgebiet aufgehalten haben muss und vmtl. mehrfach versucht hatte, auf unterschiedlichen Wegen zum Parkplatz (Ausgangspunkt) zurückzukehren, wo aber zu diesen Zeitpunkten niemand auf sie wartete.

Wir starteten am frühen Morgen mit 3 Suchhunden. Da es am 13.07.2024 aber gegen Mittag sehr heiß war, mussten wir dann nach einigen Stunden in der Mittagshitze den Suchhundeinsatz abbrechen, um unsere eigenen Hunde nicht zu gefährden.

Wie so oft gab es aber direkt nach dem Suchhundeinsatz am nächsten Morgen (14.07.2024) dann aber eine erste Sichtung aus einem Waldstück zwischen Weil der Stadt und Malmsheim.

Wir fuhren sofort dorthin und richteten eine Futterstelle mit Cam ein und spurten vom Weg aus dorthin.

Leider nahm Rosi diese Futterstelle aber auch nicht an.

Am 16.07.2024 gab es dann die alles entscheidende Sichtung am Rankbach zwischen Malmsheim und Weil der Stadt (im Bereich der Bahnunterführung).

Wir hatten zwischenzeitlich 200 Flyer ausgedruckt, die sukzessive aufgehängt wurden und glücklicherweise ihre erste Wirkung zeigten.

Wir fuhren sofort los und richteten am neuen Sichtungspunkt eine Futterstelle mit Livecam ein.

Kaum waren wir spätabends wieder zu Hause und lagen im Bett, bimmelte die Livecam los und zu unserer großen Freude hatte Rosi dieses Mal unsere Futterstelle gefunden und angenommen.

Uns fielen zunächst Hinkelsteine von der Seele, weil Rosi erstens sicher noch am Leben war und zweitens nach 7 Tagen endlich lokalisiert werden konnte.

Wir waren jetzt auch voller Zuversicht, dass wir sie alsbald sichern können werden.

Leider haben wir diese Rechnung komplett ohne Rosi gemacht, in der wir unsere Meisterin gefunden haben sollten.

Da es uns leider aufgrund unserer beruflichen Verpflichtungen am 17.07.2024 nicht sofort möglich war, eine Lebendfalle zu stellen, fragten wir unsere ehemalige Kollegin Edda (Hundesuchhilfe Kreis Ludwigsburg & Enzkreis), die sich bereits im Ruhestand befindet, ob sie uns damit aushelfen könnte.

Sie sagte sofort zu und stellte eine Lebendfalle an die Futterstelle, duftete alles ein und verließ den Ort des Geschehens wieder und wir fieberten alle miteinander den folgenden Stunden entgegen.

Leider nahm das Drama um Rosi dann aber erst so richtig Fahrt auf:

Rosi muss die Lebendfalle aus der Entfernung heraus gesehen haben und dankte uns das mit komplettem Fernbleiben und das über 2 ganze Tage hinweg.

Wir haben in den letzten 11,5 Jahren Hundesicherung schon sehr vieles erlebt und viele Hunde brauchen eine gewisse Zeit, um sich mit einer Falle vertraut zu machen, aber Rosi sprengte all unsere Vorstellungskraft und trat nicht einmal vor die Falle oder zeigte sich auch nur in deren Nähe, um nachzusehen, was es dort Leckeres gab.

Sie mied einfach den gesamten Bereich vollständig. Wir überwachten alles mit Kameras, auf welchen sie nicht einmal mehr am Horizont zu sehen war.

Aufgrund dieser Erkenntnis nahmen wir in 500m Entfernung eine weitere Futterstelle wieder in Betrieb, die wir am Tage der entscheidenden Sichtung bereits strategisch an einer Wegkreuzung eingerichtet hatten, in der Hoffnung, dort in einem kleinen, geschützten Wäldchen neu ansetzen zu können.

Als dann die Livecam noch am selben Abend Fotos von Rosi an der Futterstelle schickte, waren wir sehr erleichtert und schöpften neuen Mut.

Wir ließen allerdings Eddas Falle weiterhin am alten Standort stehen, der ja nicht allzu weit entfernt war und bestücken sie abermals mit allerlei Leckereien und zogen Duftspuren von der neuen Futterstelle zur Falle.

Rosi machte aber auch da absolut nicht mit.

Wir fingen langsam schmerzlich an, Rosis Verhalten zu verstehen:

Jede Veränderung wurde kritisch aus der Ferne bereits wahrgenommen.

Also stellten wir unsere zweite, neue Lebendfalle mit Flügeltüren bewusst 10m unterhalb der Futterstelle auf, um diese nicht – wie beim letzten Mal – zu verbrennen.

Auch diese Lebendfalle bestückten wir mit allerlei unwiderstehlichen Köstlichkeiten und spurten dann mit pürierter Hühnerleber-Leberwurstsuppe von der angenommenen Futterstelle die 10m abwärts zu unserer Falle. Die angenommene Futterstelle hielten wir sehr klein und bewusst wenig attraktiv und warteten sehnsüchtig auf die Abendstunden – erneut in der Hoffnung, dass Rosi den Köstlichkeiten nicht widerstehen können und endlich in die Falle gehen würde.

Rosi tauchte pünktlich wie die Maurerin wieder an der Futterstelle auf und folgte auch der Duftspur bis zur Hälfte und verschwand dann wieder.

In derselben Nacht tauchte sie aber noch mehrmals auf, aber leider ohne auch nur einen Schritt weiterzulaufen.

Auch am neuen Standort mied sie den Bereich rund um die Falle also leider wieder komplett und war mit absolut gar nichts auch nur einen Schritt weiterzubewegen.

Wir gaben 5 Tage lang alles in unserer Macht Stehende, um sie wenigstens mal VOR die Falle zu bekommen:

Wir machten eine Napfreihe, zogen immer wieder Spuren aus pürierter Hühnerleber in verschiedenen Variationen und verbanden damit die einzelnen Näpfe miteinander usw…, aber Rosi blieb immer auf derselben Höhe hängen und zog dann wieder von dannen, obwohl sie von dem, was wir ihr vor der Falle anboten, niemals satt geworden sein konnte.

Nach 5 Tagen mit immer dem genau gleichen Verhalten und Ergebnis besprachen wir unsere Maßnahmen auch mit anderen Teams in Baden-Württemberg und der Tenor war, dass wir es wagen mussten, die Falle direkt an die angenommene Futterstelle zu stellen und sie aber dieses Mal zu tarnen.

Genau dies taten wir am 5. Tag.

Wir stellten die Falle und tarnten sie dieses Mal zum ersten Mal so, dass man sie aus der Entfernung nicht mehr als Fremdkörper wahrnehmen konnte und waren immer noch einigermaßen guter Dinge, dass sie nun vielleicht mitmachen könnte – schließlich war sie ja der Futterstelle zumindest länger treu geblieben, als beim ersten Mal – trotz Falle.

Aber es kam leider wie es aus heutiger Sicht mit Rosi kommen musste…

Ab dem Moment, wo die Falle im Bereich der Futterstelle stand, mied Rosi auch dieses Wäldchen großräumig und verschwand erst einmal 5 Tage vollständig von der Bildfläche.

Wir waren nun endgültig nervlich am Limit angekommen und machten uns die allergrößten Sorgen um Rosi.

Wir fuhren deshalb auch sofort mit der S-Bahn von Malmsheim nach Weil der Stadt und wieder zurück, weil wir schon Horrorszenarien vor Augen hatten.

Wir wollten unbedingt ausschließen, dass ihr etwas auf den Gleisen oder der Kreisstraße passiert war. Wir konnten beides aber danach relativ sicher ausschließen.

Der Grund dafür, dass wir 2 Fallen stellten und mit allem nicht ewig warten wollten, war nämlich, dass sich alle Standorte in Malmsheim unmittelbar neben den S-Bahngleisen befanden und wir uns deshalb von vornherein große Sorgen um Rosi machten. Auch die K1013 war eine sehr gefährliche, kurvige Straße, auf der mitunter sehr schnell gefahren wurde.

Wir bestückten eine Weile noch beide Fallen täglich frisch mit allem, was das Herz begehrte, um dann am nächsten Tag wieder alles entsorgen zu müssen – wegen der hohen Temperaturen… wir wollten die Hoffnung, dass sie vielleicht mit der Zeit dorthin zurückkommen könnte, noch nicht ganz aufgeben.

Als wir bereits so verzweifelt waren, dass wir wieder nach Flyerhelfern suchten, weil wir davon ausgingen, dass Rosi komplett abgewandert war, huschte sie plötzlich am 25.07.2024 durch eine unserer Reolinkkameras, mit denen wir weiterhin das gesamte Gelände überwachten.

Wir waren einerseits sehr froh, ein Lebenszeichen von ihr zu bekommen, realisierten allerdings spätestens in diesem Moment, dass Rosi eine sehr große Herausforderung werden würde. Sie war zwar in der Nähe geblieben, mied allerdings beide Fallen und die dazugehörige Mini-Futterstelle vollständig und kehrte an keine der beiden Plätze je wieder zurück.

Gleichzeitig gingen dann die ersten Sichtungen jenseits des Waldes auf der Weil der Städter Seite ein und so entschieden wir uns am Waldrand unseren Fangzwinger aufzustellen, damit Rosi sich an ihn langsam gewöhnen konnte und er sich dort in die ihr noch nicht 100 % bekannte Landschaft einfügen konnte.

Parallel dazu richteten wir in Malmsheim zwischen den beiden Fallenstandorten (wo Rosi auf unserer Cam durchschlich) nochmals eine kleine Futterstelle ein und zogen auch von dort Spuren zu den beiden Fallen und warteten ab, was passieren würde.

Rosi interessierte sich zunächst 0,0 für unseren Fangzwinger, biss aber an der kleinen Futterstelle in Malmsheim an.

Diese Futterstelle blieb – bis zur Ernte des Maisfelds, das ihr die nötige Deckung gab – dann die einzige Futterstelle, die sie wirklich regelmäßig und zu immer den gleichen Uhrzeiten aufsuchte.

Jetzt war guter Rat erstmal teuer.

Wir entschieden dann, dass wir einen letzten Versuch unternehmen wollten, sie wenigstens mal vor eine unserer Fallen zu bekommen.

In Absprache mit dem Besitzer des Maisfeldes wagten wir einen letzten Versuch, indem wir unsere Flügeltürfalle in das Maisfeld hinter Rosis Futterstelle hineinstellten.

Die Falle war so durch das inzwischen hohe Maisfeld vollkommen getarnt und für Rosi nicht sichtbar. Wir kochten wieder täglich die ausgesuchtesten Menüs für sie, arbeiteten mit Spuren aus purer Leberwurst sowie Speck und Blutwurst etc. pp., aber es half einfach alles absolut nichts.

Prof. Dr. Rosi machte auch hier immer nur bis kurz vor dem Maisfeld mit und mied ansonsten auch diesen Fallenstandort komplett. Sie war einfach unfassbar intelligent.

Sie zeigte sich auch nicht an unserem Fangzwinger, obwohl uns dort sogar Franz Decker (Jäger des Gebiets) mit Rehblut und Rehinnereien unterstützte und damit Spuren zog bzw. den Fangzwinger bestückte.

Rosi durchschaute aber alles immer sofort und machte einfach bei absolut gar nichts mit.

Sie war zwar fest angefüttert, aber das war es dann auch für eine gewisse Zeit.

Tag für Tag und Nacht für Nacht für Nacht konnten wir beobachten, wie sie in Malmsheim ihre Futterstelle (die wir bewusst nur minimal bestückten) aufsuchte, aber jeden anderen Plan nicht mitmachte. Sie tauchte nicht ein einziges Mal auch nur vor einer Falle bzw. unserem Zwinger auf – egal, was wir ihr dort an Leckereien hineinpacken bzw. mit was wir Spuren hinzogen.

Selbst pure Leberwurst, frischer Pansen, Blut, Rehinnereien usw…. all das machte sie immer wenige Meter gierig mit und verschwand dann wieder, bevor sie sich auch nur ansatzweise einer Fangmöglichkeit näherte.

Wir versuchten sie deshalb dann in Malmsheim mit einer Futterspur wenigstens vor den Jägerstand von Gernot Balz zu ziehen, damit man sie vom Jägerstand aus ggf. via Distanznarkose sichern kann, aber auch das machte Rosi nicht mit. Sie ließ sich mit absolut gar nichts in Richtung Hochsitz ziehen.

Es war inzwischen Mitte August und wir waren langsam am Ende mit unserem Latein und unseren Kräften.

Wir waren jeden einzelnen Tag knapp 3 Monate lang persönlich vor Ort, um den Zwinger neu zu bestücken und mit Duftbrühe bzw. allerlei Leckereien dorthin Spuren zu legen, aber es gab leider zunächst keinerlei Fortschritte.

Irgendwann bauten wir auch die 2 Lebendfallen in Malmsheim ab, weil sie sich diesen ohnehin völlig verweigerte.

Die liebe Jutta (vom Kreistierheim BB) bestückte parallel dazu für uns liebenswerterweise über Wochen hinweg die Futterstelle in Malmsheim, während wir täglich in Weil der Stadt waren.

Als der Plan, Rosi entweder ins Maisfeld zur Falle bzw. dann auch in die Falle zu locken oder alternativ vor den Jägerstand zu bekommen über viele Tage hinweg nicht klappte (und ihr könnt euch sicher sein: Wir haben alles nur Erdenkliche an Leckereien versucht), entschieden wir uns dazu, oben in Weil der Stadt vor dem Jägerstand von Franz Decker ebenfalls anzusetzen und parallel dazu noch einmal im Wald direkt hinter unserem Fangzwinger eine Futterstelle einzurichten, um Rosi dann step by step Richtung Zwinger „zu ziehen“, da sie den Zwinger nun ja seit geraumer Zeit aus der Ferne kannte, aber zunächst mit nichts vor den Eingang zu bringen/ zu spuren war.

Wir wollten sie nicht zum Abwandern zwingen, weil sie über viele Tage hinweg nirgendwo genug Futter bekam, weil sie ja immer blockierte, wenn es in die richtige Richtung gehen sollte.

Um Rosi in eine richtige Schussposition (für eine Distanznarkose) vor dem Jägerstand von Franz zu bekommen, stellten wir ein U aus Heuballen auf die Wiese und fingen an, ihr auch im U eine kleine Futterstelle anzubieten, aber auch da machte Rosi – egal, was wir taten und egal mit was wir Spuren zogen – erstmal nicht mit.

Sie quittierte JEDE Veränderung in ihrem Territorium (wie inzwischen mehrfach erlebt) mit Ausbleiben und zwar komplett.

Sie realisierte auch jede Kamera, die wir aufhängten, immer SOFORT und reagierte darauf mit extremer Skepsis und das, obwohl wir ausschließlich Livecams mit Schwarzblitz bei ihr benutzten, welche sie in der Nacht also eigentlich nicht sehen konnte.

Wann immer wir einen neuen Weg mit ihr einschlagen wollten, machte sie genau das, was sie Tage zuvor zuverlässig machte, plötzlich gar nicht mehr und das bereits bevor wir etwas veränderten. Es war wirklich zum Haareraufen.

Parallel dazu wurde das Forst-und Ordnungsamt sowie die Jäger verständlicherweise langsam nervös und es entstand ein sehr großer Druck auf Rosi und uns. Sie brachte zu diesem Zeitpunkt immerhin schon fast 6 Wochen das Waldleben durcheinander und die Geduld mit uns und Rosi schwand langsam.

Sie jagte zwar nachweislich nicht, weil wir sie fütterten, aber das Wild wich ihr natürlich aus und blieb dem gesamten Waldgebiet fern.

Ende August war es dann endlich soweit, dass Rosi zumindest im Wald hinter dem Zwinger eine weitere Futterstelle annahm und auch zu unserem Heu-U immer wieder zum Fressen kam – zwar zu unregelmäßigen Uhrzeiten, aber sie kam immerhin fast täglich.

Am 05.09.2024 meldeten sich dann plötzlich die Cams um 2:40 Uhr wie wild und wir trauten unseren Augen kaum:
Rosi stand tatsächlich zum allerersten Mal LIVE UND IN FARBE VOR UNSEREM ZWINGER!

Wir waren schlagartig hellwach!
Was ein absolutes Wunder 😃!
Wir freuten uns so ein Loch in den Bauch und an schlafen war nicht mehr zu denken.

Es ging nun tatsächlich laaaaaangsaaaaam voran!

Nun tauchte Rosi Nacht für Nacht erst in der Passage hinter dem Zwinger, dann am Heu-U und dann wieder vor dem Zwinger auf, machte aber zunächst einmal keinen Schritt über die Schwelle des Zwingers – egal was wir ihr an Leckereien im Zwinger und als Spur zur Lichtschranke anboten.

Es ging leider wieder wenig bis nicht voran. Nacht für Nacht dasselbe Spiel…

Deshalb begannen wir parallel- gemeinsam mit Franz Decker (Jäger) – nach einem Narkosespezialisten zu schauen und eine Genehmigung beim VetAmt BB einzuholen.

Frank Weißkirchen (eigentlich der Profi unseres Vertrauens) gab zu diesem Zeitpunkt Seminare und konnte leider nicht mit seinem Betäubungsgewehr kommen.

Wir wurden fündig und so versierten wir vom 12.09.2024-14.09.2024 mit einem riesigen, logistischen Aufwand eine Distanznarkose an.

Dafür braucht es nämlich rund um die Uhr Streckenposten und Suchhunde, um ein sicheres Auffinden nach dem Narkoseschuss gewährleisten zu können.

Um 2 Möglichkeiten für eine Distanznarkose zu haben, wurde von Franz (Decker) eine mobile Kanzel ins Maisfeld hinter Rosis Langzeitfutterstelle in Malmsheim gestellt, die im Maisfeld optisch unsichtbar komplett verschwand (und an der sich Rosi zunächst nicht störte) und parallel dazu hatte der Schütze nun auch den Jägerstand in Weil der Stadt zur Verfügung.

Wir waren voller Hoffnung und guter Dinge, dass der Spuk nun endlich ein Ende nehmen würde, ABER wir machten auch diese Rechnung ohne Rosi.

Der Distanznarkoseschütze reiste aus NRW an und begann bereits am Donnerstagabend mit dem ersten Ansitz auf dem Jägerstand, aber Rosi ließ ihn dort dann – wie von ihr zu erwarten – komplett im Stich.

Auch als er am nächsten Vormittag in Malmsheim im Maisfeld ansaß, wo Rosi täglich mehrfach und auch zu regelmäßigen Uhrzeiten hinkam, kam sie nicht, während er dort einsam und alleine wartete.

Sie zeigte uns abermals die Mittelkralle und war dann 2,5 Tage lang immer genau da, wo der Schütze gerade nicht ansaß.

Saß er in Weil der Stadt, war Rosi in Malmsheim, saß er in Malmsheim an, war sie in Weil der Stadt und wir waren nur noch fix-und fertig.

In Tränen aufgelöst, mussten wir leider nach 2,5 Tagen auch die Möglichkeit einer Distanznarkose bis auf Weiteres verwerfen, weil der Schütze erstmal wieder zurück nach Hause musste.

In diesem Moment zog es uns dreien (Edda, Olli und Nadja) sprichwörtlich den Boden unter den Füßen weg, weil wir keine Idee mehr hatten, wie wir Rosi jemals sichern sollen.

Allerdings war es für uns auch niemals eine Option, sie aufzugeben. Wir hätten sie vermutlich auch noch die nächsten Jahre dort weitergefüttert, wenn es hätte sein müssen. Allerdings hätten da sowohl die Ämter als auch die Jäger dauerhaft verständlicherweise nicht mitgemacht.

Es half also alles nichts!

Wir versuchten irgendwie weiterzumachen und irgendwoher noch ein Minimum an Motivation zu ziehen.

In dieser Zeit waren wir sehr dankbar um die Vernetzung und Kooperation mit anderen Hundesicherungsteams in Baden-Württemberg. Sie dachten mit, heiterten uns auf und machten uns vor allem Mut dranzubleiben und das war in diesen heftigen Monaten wirklich Gold wert. Menschen, die an einen glauben und einem den Rücken stärken, sind bei einem solchen Marathon einfach unglaublich wertvoll, weil man ansonsten notgedrungen irgendwann in die Knie geht.

Über fast 3 Monate hinweg bimmelten jede Nacht x Kameras und jedes Mal beim Blick auf die Bilder wieder die Enttäuschung, dass es nicht weiterging. Das war irgendwann sehr anstrengend und zermürbend.

Am 22.08.2024 ließen wir einen attraktiven Rüden (Joshi) erst durch die Passage und dann in den Zwinger bis zur Lichtschranke laufen und bestücken dann erst unseren Zwinger frisch.

Dann kam aber tatsächlich die alles entscheidende Wende:

In der Nacht zum 22.09.24 schnappte sie sich eine ganze Pizza aus der Mitte des Zwingers und verschwand damit im Wald 😅!

Das Eis war also endlich gebrochen!!!

Wir standen mitten in der Nacht im Bett und waren außer uns vor Freude und an Schlaf war nicht mehr zu denken… War das jetzt die Wende, auf die wir so lange gehofft haben und an die wir nicht mehr wirklich geglaubt hatten? War sie das wirklich?

Am 23.09.2024 gaben wir ein letztes Mal Vollgas bei der Bestückung und setzen mit der Spur nun genau dort an, wo zuletzt die Pizza lag (also in der Mitte des Zwingers) und von dort über die Lichtschranke.

Hinter der Lichtschranke gab es dann auf einer Wärmeplatte serviert:

Gebratene Hühnerleber, gebratenen Speck, grünen Pansen und last but not least:

Eine frische Pizza Quattro Formaggi ohne Tomatensoße, aber dafür mit viel Salami (frisch vom Italiener).

Wir richteten nochmals alle Cams aus, wechselten die Batterien und ließen Joshi (Anjas Rüde) nochmal den gleichen Weg wie am Abend zuvor in den Zwinger laufen.

Wieder zu Hause angekommen, warteten wir sehnsüchtig auf unser Rosinchen.

Sie tauchte pünktlich um 20:44 Uhr in der Passage hinter dem Zwinger auf und tastete sich dann bis 22:35 vor bis zum Zwinger. Dort angekommen, ging es vor-und zurück und wieder weg und wieder von vorne: vor-und zurück und wieder weg… das Ganze ist wirklich nichts für schwache Nerven.

Wir trauten dann ab 23:57 Uhr unseren Augen kaum:

ROSI NÄHERTE SICH TATSÄCHLICH LANGSAM UND VORSICHTIG IMMER WEITER DER LICHTSCHRANKE 😳…

UND: BINGOOOOOOO! 🙏🏼💪🏽😃

Genau um 0 Uhr fiel dann tatsächlich die Türe ins Schloss und wir trauten unseren Augen und Ohren nicht, als wir das sahen und gleichzeitig der Fallenmelder anrief und SMS sendete.

Fast 3 Monate lagen hinter Rosi und uns:

Wir weinten erstmal vor Glück und Erleichterung und schwangen uns dann sofort in die Autos, um Rosi sicher aus dem Zwinger zu holen.

Franz Decker (Jäger des Gebiets), der seinen Hof knapp unterhalb des Zwingers hat, war binnen weniger Minuten vor Ort und beruhigte Rosi erst einmal ein wenig, bis auch wir vor Ort waren.

Wir packten Rosi noch im Zwinger in ein Sicherheitsgeschirr und in eine sicher verschlossene Hundebox und trugen sie so zu Franz‘ Pickup und auf seinem Hof in Eddas Auto zum Weitertransport.

Wir können es auch heute noch nicht wirklich glauben, dass sie sich am Ende tatsächlich entschlossen hatte, uns ein unbeschreibliches Geschenk zu machen 😰❤️❤️🙏🏼!

Wir verneigen uns voller Demut vor dieser absolut unglaublich intelligenten Hündin!

Dankeschön, liebe Rosi, dass du uns am Ende nicht im Regen stehen gelassen hast ❤️!

Wir hätten es nicht ertragen, dich nicht sichern zu können!

Tausend Dank an Edda für die ausgesprochen intensive Unterstützung vor Ort über die gesamte Zeit hinweg.

Ganz lieben und herzlichen Dank an Franz Decker und Gernot Balz (Jäger der Gebiete) für die mega, mega Unterstützung! Aus anfänglichem, gegenseitigem Misstrauen ist sowas wie Freundschaft geworden! Wir werden nie vergessen, was ihr für Rosi und uns getan habt.

Herzlichen Dank an Meinolf für die Reise zu uns und die Zeit, die du Rosi und uns geschenkt hast.

Ein mega, mega Dankeschön auch an Jutta, die über Wochen hinweg Rosis Futterstelle-und Wasserstelle in Malmsheim bestückt hat.

Eine dicke Umarmung an Anja und Sandra für eure kontinuierliche Unterstützung, wann immer Not an der Frau war.

Dankeschön an Stefan Bröckling (Tiernotruf) für dein Mitdenken, Mithirnen, deine guten Ideen, dein offenes Ohr und deine Bereitschaft, uns zu helfen.

Ganz lieben Dank auch an Annette mit A’Vita und Brigitte mit Lucky fürs Trailen mit uns und unseren eigenen Suchhunden am Anfang der Suche und dann herzlichen Dank an Tanja (mit Ronja) und Susanne (mit Leno), die an unserer Seite noch einmal parat standen, als wir auf den Narkoseschuss warteten.

Einen ganz herzlichen Dank auch Ilona Kirschner: Du weißt, wofür ❤️

Dankeschön an die wunderbaren Flyerhelfer, an alle Teiler und an alle, die Rosi nie vergessen und an uns geglaubt haben.

Lieben Dank an das Forst-Ordnungs-und Vetamt für das Vertrauen in unsere Arbeit.

Dankeschön an die S-Bahnfahrer, die kontinuierlich für uns die Augen aufhielten.

Und zu guter Letzt: Ganz lieben Dank an die vielen Kollegen aus der Hundesicherung, die an unserer Seite standen, an uns geglaubt und uns Mut zugesprochen haben. Ohne euch wären wir völlig verzweifelt!

Ende gut – alles gut!

Euer Hund entlaufen Baden-Württemberg-Team