16.04.16
Fantina ist am 27.03.16 bei den Eltern ihrer Besitzerin aus dem Garten durch ein Loch im Zaun entlaufen, nachdem sie erst 3 Wochen bei ihren neuen Besitzern war.
Sie rannte dann leider über den Hasenberg auf die 4-spurige Wildparkstraße und überquerte diese leider an diesem Tag mehrfach komplett. Gott sei Dank konnten alle Autofahrer noch rechtzeitig anhalten. Leider erfolgten dann aber 2 Tage lang keinerlei Sichtungen mehr von ihr.
Am 29.03.16 erreichte die Besitzer dann eine sehr traurige und verstörende Nachricht. Ein Taxifahrer meldete sich und sagte, er hätte Fantina in der Nacht vom 29.03 auf den 30.03.16 auf der Feuerbacher Talstr. mit etwa 50 Km/h angefahren.
Allen Beteiligten rutschte das Herz in die Hosentasche. Leider konnte der Taxifahrer aufgrund einer Außenkamera an seinem Taxi auch Bilder des Unfalls übersenden, sodass es keinerlei Zweifel gab, dass das Fantina war. Er berichtete auch, dass er gesehen habe, wie Fantina nach dem Unfall aufstand und im Dunkeln verschwand. Er konnte aber nicht sagen, in welche Richtung sie gelaufen ist. Er hielt selbst an und suchte nach ihr, fand sie aber im Dunkeln nicht.
Selbstverständlich suchten auch die Besitzer sofort den Unfallort und die Wiesen und angrenzenden Waldrand
nach ihr ab – fanden sie aber nicht.
Das war dann der Moment, wo die Besitzer sich mit mir in Verbindung setzten. Wir richteten nun gemeinsam vor Ort Futterstellen für Fantina ein und traten mit Frank Weißkirchen in Kontakt.
Er verfügt über 3 sehr gute, professionell für die Tiersuche ausgebildete Suchhunde.
Die Besitzer waren nämlich selbstverständlich nervlich und emotional völlig am Boden. Sie malten sich die schlimmsten Bilder aus und kamen gar nicht mehr zur Ruhe.
Wir fingen deshalb zunächst in Absprache mit Frank an, das gesamte, riesige Waldgebiet, in dem wir Fantina vermuteten und die an das Waldgebiet angrenzenden Ortschaften mit Flyern zu tapezieren und hofften, dass es dann doch noch entweder Sichtungen gibt oder Fantina an einer unserer Futterstellen anbeißt.
Leider geschah aber 7 Tage lang weder das eine noch das andere.
Die Besitzer waren krank vor Sorge und auch mir wurde langsam etwas mulmig. Das direkte Umfeld des Stuttgarter Stadtgebiets ist ja nicht gerade ruhig und so erschien es uns allen irgendwann bedrohlich, dass es so gar keine Meldung von ihr gab. Sie schien nach dem Unfall förmlich vom Erdboden verschluckt.
Es half nun alles nichts, Frank Weißkirchen musste her.
Da Fantinas Besitzer selbst noch Studenten sind und einen solchen Einsatz finanziell nicht alleine stemmen konnten, fragte ich in unserer „AG Hundesicherung“ (eine bundesweit agierende und kooperierende Gruppe) um finanzielle Unterstützung und viele waren liebenswerterweise sofort bereit zu helfen.
Es kamen innerhalb von wenigen Stunden 2/3 der Kosten zusammen und 1/3 übernahmen die Besitzer selbst.
Frank Weißkirchen kam also am 05.04.16 nach Stuttgart und setzte seinen Suchhund Winston an der Unfallstelle an. Winston nahm sofort die Spur von Fantina auf und grenzte ein bestimmtes, recht weitläufiges Waldgebiet kreisförmig ein.
Aufgrund der Spurenlage konnte damit relativ sicher festgestellt werden, dass Fantina aufgrund der zurückgelegten, doch noch recht großen Strecke wegen dieses konkreten Unfalls weder schwerverletzt noch tot im angrenzenden Waldgebiet lag.
Weitere Unfälle in anderen Gebieten und auch ein Abwandern konnten damit selbstverständlich nicht ausgeschlossen werden.
Alle Beteiligten wussten bereits im Vorfeld, dass das das absolute Maximum dessen ist, was ein Suchhund in Fantinas Fall leisten konnte. Frank Weißkirchen kommuniziert die Grenzen seiner Einsätze immer von Anfang an sehr deutlich und ehrlich! So auch in diesem Fall!
Das Auffinden und Sichern eines mobilen, ängstlichen Hundes über Pettrailing ist ausdrücklich NICHT das Ziel dieser wichtigen Arbeit. Es geht nicht darum, den gesuchten Hund aufzustöbern, zu verunsichern, zu (ver)treiben, sondern darum immobile (schwerverletzte, tote, mit Leine festhängende) Hunde zu finden oder grobe Aufenthaltsgebiete ausfindig zu machen, um mit Futterstellen usw. optimal ansetzen zu können, wenn es von einem Hund – trotz großflächigem Flyern – tagelang keinerlei Sichtungen mehr gibt.
Für Fantinas Besitzer war dieser Suchhundeinsatz jedenfalls auch psychologisch von ganz großem Wert. Sie fassten neuen Mut und waren wieder hochmotiviert und positiv der gesamten Suche gegenüber und auch das zeichnet Frank Weißkirchen im Unterschied zu anderen einfach aus.
In der Folge richteten wir in diesem Gebiet weiterhin Futterstellen ein und Plakatierten mit Hilfe vieler, freiwilliger Helfer großräumig das gesamte riesige Waldgebiet zwischen dem Kräherwald (Killesberg), des Birkenkopfes, der Solitude, Weilimdorf, Feuerbach und Botnang.
Nach 3 Tagen dann endlich die Erleichterung: Fantina wurde zum ersten Mal nach dem Unfall nach insgesamt 10 Tagen im Vivaldiweg in Botnang, unweit des von Winston angezeigten Gebiets, gesichtet.
Selbstverständlich richteten wir auch dort sofort eine Futterstelle ein.
Aber schon wenige Stunden später kam die nächste Sichtung aus Feuerbach am Sportpark. Wir fuhren sofort hin und richteten auch dort am Sichtungspunkt Futterstellen ein.
Am nächsten Abend kamen dann wiederum 2 Sichtungen aus dem Bereich Hasenbrünnele in Weilimdorf herein und auch da wurden sofort Futterstellen für Fantina eingerichtet. Leider waren wir ihr aber – wie so häufig zunächst – immer einen Schritt hinterher. Das hieß, dass sie, sobald die Futterstellen eingerichtet waren, schon wieder 1 Ortschaft weiter war und zwischendrin unendlich viel Wald.
Als sie ein zweites Mal in Botnang an derselben Stelle gesichtet wurde, meinten wir, mit Blick auf die Sichtungskarte, ihr Laufmuster zu erkennen, weswegen wir auch alle Futterstellen entlang dieses Laufweges aufrecht erhielten, mit Wildcams überwachten und jeden Tag kontrollierten und siehe da, Fantina biss dann in der Nacht vom 14.04.16 auf den 15.04.16 auf einem privaten Grundstück in Botnang an einer unserer Futterstellen an. Sie kam in dieser Nacht über 30 Minuten hinweg, immer wieder an die Futterstelle.
Etwas später am Abend des 15.04.16 kam dann noch eine aktuelle Sichtung aus dem Feuerbacher Wald, einige Kilometer von der Futterstelle entfernt und wir sahen Fantina dort mit eigenen Augen.
Fantinas Besitzerin Rebecca setzte sich an den Wegesrand und versuchte Fantinas Aufmerksamkeit mit dem Essen von Würstchen und dem Auslegen von Futter um sich herum zu erlangen. Fantina zeigte auch 2x kurzes Interesse, kam ein Stückchen auf Rebecca zu, verschwand dann aber wieder. Rebecca ließ sie – wie zuvor abgesprochen – dann auch schweren Herzens reaktionslos gehen.
Hinterherlaufen, brüllen, panisches Verhalten durch Besitzer in einem solchen Moment kann, wenn es blöd läuft, schwerwiegende Folgen für die Sicherung eines Hundes haben.
Wir warteten noch einen weiteren Tag und stellten dann am späten Nachmittag des 16.04.16 unsere Lebendfalle in Botnang an der angenommenen Futterstelle auf und scharf. Um 21.03 Uhr ging Fantina dann in die Falle und konnte so nach 3 Wochen Odyssee erfolgreich gesichert werden!
Wir transportierten sie dann gestern in der Falle im Transporter des Tierheims Ludwigsburg nach Hause und holten sie erst dort unter Verschluss aus der Falle. Wie durch ein Wunder macht Fantina zwar einen müden und ausgehungerten Eindruck, scheint aber auf den ersten Blick ansonsten unverletzt. Sie wird aber morgen selbstverständlich einem Tierarzt vorgestellt.
Da die Sicherung eines Hundes immer von einer Vielzahl von Menschen abhängt, möchten wir uns bei einigen Menschen sehr für ihre Mithilfe bedanken:
1.) Frank Weißkirchen, der mit Winston den Umständen entsprechend eine Punktlandung hingelegt hat.
Und danke an die „AG Hundesicherung“, die diesen Einsatz ermöglichte.
2.) Die Stuttgarter Jägerschaft, die uns die gesamte Zeit über die Stange gehalten hat und uns mit größtem Wohlwollen und Vertrauen begegnet ist!
3.) Brigitte Merkle, die uns – wie schon so oft – aktiv vor Ort unterstützt hat.
4.) Tausend Dank an Ursel Gericke und Kekz vom Tierheim Ludwigsburg, die uns unsere Falle gebracht und wieder abgeholt haben.
5.) Danke an das Tierheim Stuttgart, das zu jeder Zeit bereit gewesen wäre, uns zu unterstützen!
6.) Danke an den vor allem seelischen und Support durch meine Freunde: Thomas Jusik, Ilona Kirschner, Anja Kaiser, meine Hundesuchmädels: Britta, Katja, Steffi, Vera, Silke, Melanie und Gabi.
7.) Danke an mein Team hier von „Hund entlaufen Baden-Württemberg“, das mir während der aktiven Suchen auf unserer Seite hier den Rücken freihält.
8.) Tausend Dank an alle, die für Fantina in diesem riesigen Gebiet Flyer aufgehängt haben, ihre Suchmeldung geteilt und Sichtungen sofort gemeldet haben. Wir können leider dieses Mal nicht alle mit Namen aufführen, weil es sooo viele waren! Ohne euch alle wäre die Sicherung von Fantina aber ganz sicher nicht geglückt!
9.) Lieben Dank an Saskia Brinkel die gestern spät abends noch Botnang geflyert hat und uns dann beim Tragen der Falle mit Fantina darin sowie dem Transport nach Hause aktiv geholfen hat.
10.) Danke an alle, die in Gedanken die ganze Zeit über bei Fantina waren!
Ich hoffe, ich habe niemanden vergessen! Falls doch, bitte melden!
11.) Danke an Antenne 1 für das Radiointerview mit Rebecca!
12.) Zu guter Letzt ein riesiges Lob an Rebecca und Paul – Fantinas Besitzer! Sie haben keine Mühe und keine Kosten gescheut, um Fantina nach Hause zu bringen! Sie haben konstant wirklich ALLES gegeben und alles umgesetzt, was möglich war!!! Es war mir ein großes Vergnügen, mit euch zusammenzuarbeiten!!!
Ich wünsche euch und Fantina ein wunderschönes, gemeinsames Leben!
Uns allen fallen Hinkelsteine von der Seele!
Ende gut – alles wieder gut!
Liebe Grüße und einen schönen Sonntag!
i.A. Nadja mit dem gesamten Team von HEBW