Eddie

24.12.2029

Leider entlief Eddie aus Storzingen seinen Besitzern am 12.12.2020 in einem unachtsamen Moment aus dem Haus.

Die Tochter der Besitzerin kennt uns und unsere jahrelange Arbeit und zögerte keine Sekunde und meldete sich bei uns.

Wir erklärten uns, trotz starker Belastung, sofort bereit, vor Ort zu helfen.

Wir empfahlen den Besitzern daheim alles offen zu lassen und die Nacht abzuwarten.

Leider gab es dann am nächsten Morgen die Ernüchterung: Eddie hat den Heimweg nicht angetreten.

Sofort erstellten wir einen Flyer.

Dieser wurde dann von den Besitzern und vielen fleißigen Helfern vor Ort und drumherum großflächig verteilt.

Am 13.12.2020 trudelten dann immer wieder Sichtungen ein…

Eddie lief leider kopflos durch Storzingen und ließ sich schließlich irgendwann am 13.12.2020 in den Abendstunden in einem von ihm auserkorenem Gebiet nieder.

Der Besitzer richtete dort – unter Anleitung – sofort eine Futterstelle ein.

Zusätzlich wurde dann schnell noch eine Kamera gehängt und es vergingen keine 20 Minuten, als es zum ersten Mal „Bing“ machte .

Schnell in die Cam geschaut: Volltreffer!!!

Eddie hatte angebissen.

So entschieden wir uns am 14.12.2020 die Falle zu stellen, um keine Zeit zu verlieren.

Vor Ort angekommen, stockte uns der Atem. Das Gebiet welches sich Eddie ausgesucht hatte, grenzte direkt an eine vielbefahrene Landstraße, umgeben von Bahnschienen.

Wir wussten, dass nun Eile geboten war.

Die Tatsach, dass Eddie dort sehr gefährlich lebte, reichte zu unserer Besorgnis nicht aus!

Obendrein benötigte Eddie auch noch dringend Medikamente!

So bestückten wir die Falle mit allem, was das Herz begehrte.

Als weitere Livecams mit direkter Zuschaltung gehängt werden sollten, standen wir vor dem nächsten Problem, denn im Niemandsland gab es so gut wie keinen Empfang.

Der Router wollte einfach nicht so, wie wir es wollten.

Also sollte es für den Moment wohl so sein und wir zogen uns zurück und hofften nun auf Bilder von der anderen Cam.

Eddie enttäuschte uns nicht und stand am 14.12.2020 gegen 17 Uhr zum ersten Mal vor der Falle.

Es tat sich aber leider sonst nichts! Eddie kam in der Nacht noch 2 mal, aber traute sich leider nicht in die Falle.

Am 15.12.2020 wurde dann der Router von den Livecams gegen einen anderen Router mit einem anderen Handynetz ausgetauscht und wir waren froh, dass es jetzt funktionierte und wir live dabei sein konnten, wenn er kam.

Leider haben wir diese Rechnung in der Nacht vom 15.12.2020 aber ohne Eddie gemacht.

Wir waren sehr beunruhigt, denn im Hinterkopf war immer noch die gefährliche Umgebung.

Gott sei Dank kamen am 16.12.2020 immer wieder Sichtungen rein und so wussten wir, dass ihm wenigstens nichts zugestoßen war.

Leider gab es aber auch immer und wieder gescheiterte Einfangversuche und Verkehrsmeldungen „Hund auf der Fahrbahn“ und uns blieb jedes Mal das Herz stehen, waren wir doch so machtlos und voller Hoffnung, dass Eddie von vielen Schutzengeln begleitet werden würde.

Eddie kam nun zuverlässig zur Falle. Er fasste immer mehr Mut und ging nun Pfote für Pfote in die Falle. Wir waren also guter Dinge, dass der Spuk bald ein Ende haben würde, bis…….Eddie am 18.12.2020, warum auch immer und vor was auch immer, in der Falle stehend so erschrak, dass er aus der Falle hechtete und seines Weges ging.

Nicht nur die Tatsache, dass wir nicht wussten, was da los war: nein !!!!

Es hatten nur noch ein paar Zentimeter gefehlt und er wäre „safe“ gewesen.

Eddie kam zwar am Abend des 19.12.2020 wieder zur Falle, aber sein Verhalten war diesmal ganz anders und als ob das nicht schon reichen würde, so hatte er wohl während der ganzen Zeit Freundschaft mit einem Fuchs geschlossen und hatte den nämlich mit im Schlepptau auf dem Weg zur Falle.

Die Angst, dass der Fuchs nun in die Falle tappen könnte und Eddie das sehen würde, war nun sehr groß. Auch hatte sich mittlerweile der Standort der Falle schon rumgesprochen und plötzlich war dieser Waldweg so frequentiert, wie nie zuvor.

Wir wussten, dass wir so schnell wie möglich zu Plan B greifen mussten.

Gott sei Dank haben wir am 19.12.2020 von einem Landwirt erfahren, dass Eddie wohl auf der gegenüberliegenden Seite täglich in den Wald über den Waldweg rein-und rauslief.

Also entschieden wir uns, dort zunächst eine Cam zu hängen.
Der Gedanke, die Falle umzustellen, war nun gefasst.

Doch bevor das passierte, begegneten wir Eddie selbst.

Auf dem Weg zur Falle am 20.12.2020 streckte er plötzlich seinen Kopf aus dem Gras. Uns stockte der Atem, so wussten wir doch, dass wir nichts machen können und ihn ziehen lassen mussten.

Plötzlich blieb er aber mitten auf der Landstraße stehen, auf der (von weiter weg) sich schnell nähernde Autos zu hören waren.

Nun mussten wir handeln und stiegen aus und liefen auf Eddie zu.

Dieser verstand dann sehr schnell und zog von dannen, runter von der Straße in das gegenüberliegende Gebiet und plötzlich löste die andere Cam Alarm aus und wir staunten nicht schlecht: Eddie war unserem Plan gefolgt! Also stellen wir die Falle um. Nun waren wir alle auf den kommenden Abend gespannt.

Leider fand Eddie trotz gefühlten 100 Litern Leberwurstwasser nicht den Weg zur Falle oder er wollte ihn einfach nicht finden.

So stand er doch in unmittelbarer Nähe an der Cam, welche uns immer wieder Bilder zuschickte.

Dann wurde es still und plötzlich löste die Cam am alten Futterplatz aus . Eddie brauchte ca 9 Minuten vom neuen Platz zum alten Platz.

Nun stand er dort am alten Platz vergebens, so hatten wir dort jeden noch so kleinen Futterkrümel weggeräumt.

Es vergingen ein paar Minuten und zack, war er wieder drüben, wo die Falle nun stand.

Unsere Nerven lagen zu dem Zeitpunkt schon längst blank.

Und so kam es, wie es kommen musste und wir schauten ungeduldig in die Kameras, welche direkt an der Falle standen.

Wir hofften nun auf die nächste Nacht des 21.12.2020.

Eddie hatte nach über einer Woche mittlerweile feste Zeiten, an denen er kam.

Zuverlässig stand er gegen 18 Uhr vor der Falle. Er traute sich jetzt wieder Stück für Stück in die Falle, aber es reichte eben einfach nicht.

Im Hinterkopf hatten wir mittlerweile Plan C , dieser beinhaltete es, den Zwinger zu stellen. Aber wir wollten Eddie noch eine weitere Nacht einräumen .

Am 22.12.2020 gab es ein paar Sichtungen aus der Nähe der angrenzenden Kaserne.

Es hieß, dass sich dort auf dem Gelände ein Hund befinden würde, es war aber nicht klar, ob es Eddie war.

So hofften wir, dass er es nicht war.

Das Problem ist einfach , dass man auf einem Militärgelände nichts machen darf.

Uns wurde Angst und Bange. Und plötzlich blieb es in der Nacht vom 22.12. auf den 23.12.2020 komplett ruhig. Kein Eddie weit-und breit.

Weder an der Falle noch auch auf der anderen Seite, wo ja immer noch die andere Cam hing, ließ sich Eddie blicken.

War ihm etwas zugestoßen?

Es waren quälende Stunden, bis endlich der erlösende Anruf von einem Jäger aus Kaiseringen kam.

Er habe Eddie gesehen, er konnte uns auch sagen, dass er ein Geschirr trug.

So wussten wir, dass es zu 100% Eddie war.

Dann eine Stunde später ein weiterer Anruf.

Bundeswehrsoldaten hatten sich Sorgen um den am Tag zuvor gesichteten Hund auf dem Militärgelände gemacht und trafen einen Schäfer.

Auch dieser hatte Eddie gesehen und zwar laufend in Richtung Storzingen. Gott sei Dank lebte er, wir waren alle sehr erleichtert.

Unabhängig von den schrecklichen Nacht und den Schreckensmeldungen entschieden wir uns den Zwinger am 23.12.2020 aufzubauen und die Falle abzubauen.

Gegen 17 Uhr waren wir fertig und fuhren voller Hoffnung nach Hause .

Um 17:44 Uhr gab es endlich das erlösende Bild, Eddie war am alten Platz auf der anderen Seite.

Suchte alles ab und 9 Minuten später tauchte er nun auf der Seite des Zwingers auf. Was würde jetzt passieren? Würde er sich trauen? Wir hatten alles auf eine Karte gesetzt.

Vor dem Zwinger passierte gar nichts.

Die Stunden vergingen, als plötzlich gegen 22 Uhr die Kamera direkt am Zwinger Alarm meldete.

Endlich! Eddie war unserem Plan gefolgt und nun begann die schlimmste Zeit.

Die Minuten vergingen, die Kameras schlugen abwechselnd Alarm.

Eisern schauten wir live zu und das Schauspiel begann.

Rein, raus , drumherum, wieder weg. Wieder rein, wieder raus…gefühlte 100 Mal lief Eddie um den Zwinger, bis er um 23:06 Uhr all seinen Mut zusammennahm und den Weg Richtung Lichtschranke, inmitten des Zwingers antrat und dann ging alles sehr schnell und die Falltür fiel endlich zu!!

Die Besitzer saßen mit uns auf heißen Kohlen und fuhren sofort zum Zwinger, um Eddie zu beruhigen. Wir hatten noch 45 Min. zu fahren, bis wir vor Ort eintrafen. Die Erleichterung stand allen ins Gesicht geschrieben.

Der Besitzer sicherte unter unserer Anleitung Eddie direkt im Zwinger. Eddie wurde zum Auto getragen und wir begleiteten Eddie und seinen Beistzer bis nach Hause. Als Eddie dann sicher im Haus war, traten wir unsere Heimreise an. Völlig erleichtert, aber total erschöpft.

Diese ganzen Nächte, in denen man die Falle mit einem Auge überwacht, die Sorgen und Ängste und die tägliche, weite Anreise haben auch an uns Spuren hinterlassen.

Ende gut, alles gut!

Eddie geht es den Umständen entsprechend gut.

Er muss noch einem Tierarzt vorgestellt werden, denn er seinen Ausflug leider nicht ganz unbeschadet überstanden.

Aber wir sind uns sicher, dass er sich ziemlich schnell von den ganzen Strapazen erholen wird.

Wir möchten zunächst den Besitzern von Eddie für ihr großes Vertrauen in uns und ihren unermüdlichen Einsatz vor Ort bedanken!!

Tausend Dank an das tolle Helferteam vor Ort ! Ohne Euch wäre Vieles nicht möglich gewesen.

Tausend Dank an die Polizeistation in Sigmaringen, die uns immer den Rücken freigehalten hat.

Ein ganz fettes Dankeschön an alle Jäger und Förster in und um Storzingen, ihr seid spitze!

Egal, was wir machen wollten, ihr habt uns immer euer OK gegeben!

Ebenfalls tausend Dank an alle Sichter und Teiler!

Wir wünschen Eddie und seinen Besitzern von Herzen alles, alles Liebe.

Ihr seid alle ein Teil dieses Erfolges!

Schöne Weihnachten!!!!!

Euer HEBW-Team