Elvis

02.07.2022

The „King of Rock‘n Roll“ and the „Jailhouse Rock“

Elvis entlief am 16.06.2022 an der Karlshöhe in Stuttgart-West, weil er in einem Schreckmoment den Rückwärtsgang einlegte und binnen Sekunden aus seinem Geschirrle schlüpfte.

„Shake, Rattle and Roll…“

Elvis war erst wenige Tage zuvor aus Griechenland eingereist und hatte somit weder Bezug zu seinen Besitzern noch zur Gegend.

Ira (Elvis‘ Besitzerin) kontaktierte uns daraufhin auf Anraten des Stuttgarter Tierheims (Dankeschön dafür!!!) am 17.06.2022 und bat uns um Hilfe, welche wir ihr selbstverständlich sofort zusagten.

Wir fuhren also nach Stuttgart und richteten bei den Besitzern zu Hause eine Futterstelle mit Kamera ein und spurten die wenigen Meter vom Entlaufort zu Elvis‘ zu Hause dick und fett mit Leberwurstsuppe ein.

„In The Ghetto…“

Leider galoppierte Elvis noch am 16.06. über den Rosenbergplatz, und die Mörikestraße in die Stuttgarter Stadtmitte und irrte dort orientierungslos herum. Er passierte dabei auch große Straßen, rannte unvermittelt vor Autos und wirkte völlig durch den Wind, panisch und orientierungslos, was in einer Großstadt wie Stuttgart nicht verwunderlich ist.

Zusätzlich dazu wurden sämtliche, wichtige Behörden und Tierheime über den Verlust von Elvis in Kenntnis gesetzt.

Dementsprechend groß war die Sorge der Besitzer bereits zu diesem Zeitpunkt.

Hinzukam, dass ausnahmslos ALLE Sichter uns mitteilten, dass sie versucht hätten, Elvis einzufangen, er dann aber in Panik davongerannt sei.

Das – ihr Lieben – ist genau der Grund, warum wir schreiben, dass KEINE EINFANGVERSUCHE unternommen werden sollten!

Wir wissen zwar, dass es gut gemeint ist, aber gut gemeint, ist leider noch lange nicht gut gemacht!

Angsthunde versetzt man so in einen Panikzustand, der sie in große Gefahr bringt. Sie überqueren dann unachtsam große Straßen usw…

Am nächsten Tag wurden deshalb große Teile der Stuttgarter Innenstadt mit Suchplakaten bestückt und so trudelten dann auch rückwirkend Sichtungen von der Nacht vom 16. auf den 17.06.2022 vom Feuersee und dann vom Rotebühlplatz herein.

Erschreckend daran war, dass Elvis laut den Erzählungen auch bei diesen Sichtungen zuerst mitten auf der Rotebühlstraße und dann über die Stadtmitte auf der B27 (Theodor-Heuss-Straße) Richtung „Palast der Republik“ lief und das quer durch den Verkehr.

Bereits zu diesem Zeitpunkt vermuteten wir, dass er sich auf dem Pragfriedhof niederlassen könnte, da das – neben dem Stadtpark – der einzige, einigermaßen ruhige Ort in der Stuttgarter Innenstadt ist, wo es Schatten und Wasser gibt.

Leider hörten wir dann 2 Tage lang zunächst einmal nichts mehr von Elvis und wir machten uns große Sorgen um den kleinen Kerl, weil die letzte Sichtung ja mitten auf der „Theo“ erfolgte.

Am 19.06. gab es dann eine rückwirkende Sichtung vom 18.06. in Cannstatt am Neckar, aber leider sprach die Sichterin, die mit unterdrückter Nummer anrief, so schlecht Deutsch, dass sie nicht erklären konnte, wo ganz genau. Sie sagte nur immer wieder „Bahnhof am Neckar“ und legte dann auf.

Die Besitzer machten sich deshalb sofort auf und flyerten in Bad Cannstatt.

Am 19.06. kam dann vom 18.06.2022 abends um 22:00 Uhr noch ein Video von Elvis bei den Besitzern an, das uns allen den Atem stocken ließ (Video in den Kommentaren!).

Elvis lief demnach am 18.06.2022 um 23:30 Uhr über die Brücke am Budapester Platz.

Es war alles nur schwer erträglich…

Am 19.06.2022 ging kurz vor 23 Uhr eine vermeintliche Sichtung direkt am Bahnhof von Zuffenhausen ein. Allerdings war der Anrufer betrunken und rief ebenfalls mit unterdrückter Nummer an, weswegen wir unsicher waren, inwiefern diese Sichtung tatsächlich der Realität entsprach. Wir nahmen uns dennoch vor, der Sache am nächsten Tag nachzugehen.

Morgens am 20.06.2022 dann endlich die erleichternde Nachricht: Elvis wurde tatsächlich um 6 Uhr auf dem Pragfriedhof gesichtet und wie sich nachträglich herausstellte, hielt er sich dort bereits seit Sonntag immer wieder auf.

Dort konnten wir dann mit der klasse Unterstützung des Friedhofamtes und des Friedhofaufsehers eine Futterstelle mit Cam aufbauen.

Gesagt – getan!

„It’s now or never“

In der Folge hagelte es dann auch weitere Sichtungen von Sonntag 19.06. an vom Pragfriedhof und wir waren sehr euphorisch und optimistisch, dass jetzt unsere Chance kommen würde, Elvis zu sichern.

Natürlich wurden sofort Futterstellen mit Cam eingerichtet und am nächsten Tag (21.06.) war klar: Elvis hatte angebissen!

Als Elvis am nächsten Morgen auf der Kamera an der Futterstelle zu erkennen war, fuhren wir sofort mit unserer bereits im Vorfeld genehmigten Lebendfalle los, bestückten sie mit allerlei Leckereien und waren sehr positiver Dinge, dass Elvis in den nächsten Stunden gesichert werden kann.

Leider kam aber alles ganz anders…

„Hound Dog…“

Nachdem sich leider kein Elvis an der Falle blicken ließ, ging am 21.06. ein Anruf einer Sichterin auf dem Killesberg ein und auch bei dieser Sichtung gab es Einfangversuche und Elvis rannte wieder auf-und davon. Es war wirklich schwer erträglich.

Dennoch hatten wir die leise Hoffnung, dass Elvis vom Killesberg aus wieder zurück auf den Pragfriedhof kehren würde.

Leider begann mit dem Abwandern aus der Stuttgarter Innenstadt erst die eigentliche Odyssee rund um den kleinen King of Rock‘n Roll …

„All Shook Up…“

Elvis kehrte nämlich nie wieder zum Entlaufort und auch nicht zum Pragfriedhof zurück, sondern lief über das Feuerbach Tal zunächst nach Weilimdorf.

Dort rannte er ebenfalls fast ausschließlich auf Bundesstraßen wie der B295 Richtung Ditzingen, dann wieder auf der Wildparkstraße und auf der Bergheimer Steige umher und alles immer mitten auf der Fahrbahn und im gestreckten Galopp.

Deshalb war es auch nicht verwunderlich, dass er an keine der vielen Futterstellen ging, die wir mit Kameras einrichteten.

Er kam einfach nicht zur Ruhe und wir waren in großer Sorge um den kleinen Mann.

Wir behielten dennoch alle Futterstellen bei:

Am Entlaufort, auf dem Pragfriedhof und in Weilimdorf – bis zum Ende.

Am Samstag 25.06.2022 rannte Elvis dann wieder von der Solitude Richtung Weilimdorf und bog links ab in den Wald.

Deshalb fingen wir dann auch an, die Suchmeldung in Gerlingen und Leonberg zu teilen, die dortigen Behörden und Tierschutzvereine mit ins Boot zu holen und Gerlingen zu flyern.

Zwischenzeitlich holten wir auch unsere Kollegin Edda aus Illingen mit ins Boot, weil Elvis sich immer weiter von uns wegbewegte und Weilimdorf bzw. Ditzingen weder für die Besitzer noch für uns täglich mehrfach machbar waren.

Schließlich war es häufig so, dass man gerade zu Hause ankam und dann wieder eine Sichtung erfolgte und man dann zum Einrichten neuer Futterstellen direkt wieder hätte los müssen und das neben der Arbeit her. Wir teilten uns die Arbeit also ein wenig auf.

Leider verlor sich Elvis‘ Spur dann aber ab Samstag dem 25.06. wieder komplett und die Futterstellen blieben allesamt unberührt.

Warum das so war, stellte sich am Dienstag heraus.

Elvis befand sich tatsächlich – wie erneut gemutmaßt – in Gerlingen in der Forchenrainstraße und machte diese seit Sonntag bereits unsicher, was wir durch zahlreiche, nachträgliche Sichtungen rekapitulieren konnten.

Elvis hielt sich dort in einem Garten von Menschen auf, die zu diesem Zeitpunkt im Urlaub waren und er hatte dort deshalb seine Ruhe.

Ira und Berndt (Besitzer) fuhren sofort zu dem Garten und richteten dort eine Futterstelle mit Kamera ein und ließen dann wieder Ruhe einkehren.

„The Wonder Of You…“

Noch am selben Abend bekamen wir den aufgeregten Anruf von 2 Damen aus der gleichen Straße weiter hinten, dass Elvis in deren Gärten sei und von ihnen sogar Futter aus der Hand annahm. Leider war es allerdings nicht möglich, ihn zu sichern.

Wir fuhren also gemeinsam mit den Besitzern dorthin.

Allerdings wurde nach Ankunft vor Ort sehr schnell klar, dass es in diesen Gärten, aufgrund eigener freilaufender Hunde und extremen Hanggrundstücken, nicht möglich wäre, eine Lebendfalle zu stellen.

Deshalb kehrten wir mit Duftbrühe zu der bereits eingerichteten Futterstelle zurück, dufteten diese nochmals kräftig ein und machten zusätzlich dazu noch eine Futterstelle an der Gerlinger Heide, an der Elvis seit Sonntag auch insgesamt 3x gesehen wurde.

Wir kehrten in der Nacht nach Hause zurück und hofften auf positive Ergebnisse von den Kameras.

Am nächsten Morgen war die Freude erneut riesig, als wir sahen, dass Elvis – im Schatten der Nacht – tatsächlich die Futterstelle in besagtem Garten angenommen hatte.

Am Mittag desselben Tages fuhren wir erneut mit unserer Lebendfalle los, bestückten diese wieder mit reichlich Grillhähnchen, gebratenem Speck, Leberwurst, Blutwurst usw. und am Nachmittag war alles bereit für Elvis. Wir hofften so sehr, dass es nun endlich ein glückliches Ende nehmen würde.

Leider machten wir die Rechnung erneut ohne Elvis!

Dieser wurde am späten Abend noch einmal panisch die Forchenrainstraße hinunterrennend gesichtet und war dann wieder komplett im Nirvana verschwunden.

Er tauchte nie wieder dort auf und so blieb unsere Falle auch in Gerlingen 2 Tage unbesucht.

Am Freitag 29.06. dann der nächste Schock!

Es gab plötzlich mehrere Sichtungen im Bereich der Bahnstrecke in Heimerdingen.

Dieses Mal beschlossen wir unsere Strategie zu ändern und keine Futterstellen mehr einzurichten, sondern Elvis direkt die Lebendfalle in den Laufweg zu stellen.

Wir brachten also die Falle von Gerlingen nach Heimerdingen und stellten sie hinter dem Netto an genau die Stelle, wo Elvis theoretisch hätte rauskommen müssen – den Sichtungen zufolge.

Wir präparierten die Falle erneut mit allerlei Köstlichkeiten und dufteten alles massiv ein und wollten uns gerade zurückziehen, als wir mitbekamen, wie ein Gassihund Elvis aufstöberte und übers Feld jagte.

Nur 30 Minuten später rief ein sehr netter Beamter des Polizeireviers Ditzingen auf unserem Seitentelefon an und sagte uns, dass eine seiner Kolleginnen (Katharina) gerade mit dem Hund auf der komplett anderen Seite Heimerdingens unterwegs sei und Sichtkontakt zu Elvis habe.

Er leitete uns direkt an die Kollegin weiter und wir mussten mit großem Schrecken feststellen, dass Elvis in 30 Minuten bereits 4 Km zurückgelegt hatte und auf dem Weg gen Eberdingen war.

Wir baten Katharina, uns den genauen Standort zu schicken und mit den Augen an Elvis dranzubleiben, damit wir dort, wo er sich jetzt aufhielt, erneut ansetzen konnten.

Katharina sah dann wie Elvis unter einem Gartentörchen eines sehr großen Gartengrundstücks verschwand und stellte fest, dass dieses vollumzäunt war und Elvis wenig Chancen hatte, dort wieder herauszukommen – außer unter dem Gartentörchen hindurch.

Dort ebenfalls angekommen, begaben wir uns in aller Ruhe mit Würstchen, Leberwurst und Nassfutter sowie Retrieverleine in die Mitte des Gartens und fingen an zu schmatzen und hörbar zu picknicken.

Und wer kam plötzlich dazu und wollte etwas zu fressen?
Richtig: Elvis!

Er fraß aus der Hand, aber sobald man nur den leisesten Ansatz machte, langsam nach ihm zu greifen oder die Retrieverleine in Position zu bringen, wich er einige Meter zurück, um dann wieder nur mit gestrecktem Hals Futter anzunehmen.

Nachdem wir sahen, dass all das nicht funktionieren kann, brachen wir ab und entschieden uns, erneut die Lebendfalle zu holen und vor das Gartengrundstück zu stellen.

Zu diesem Zeitpunkt war es allerdings bereits 1 Uhr nachts.
Aber wir wollten es dennoch einfach nicht unversucht lassen.

Also hieß es Zähne zusammenbeißen und durch!

Gesagt – getan!

Um 2 Uhr verließen wir dann den Ort des Geschehens und waren um 3 Uhr wieder zu Hause.

Leider verging auch diese Nacht wieder ohne Elvis an der Falle und wir kamen alle miteinander langsam auf dem Zahnfleisch daher.

Was sollten wir nun tun?

Wir entschieden uns, die Falle am Samstagvormittag (02.07.) nochmals kräftig einzuduften – in der Hoffnung, dass Elvis doch noch in der Nähe ist.

Edda war bereit, diesen Part zu übernehmen, da die Besitzer und wir von der Nacht ein wenig geschafft waren und eine sehr weite Fahrt dorthin gehabt hätten.

Edda duftete also – wie besprochen – alles nochmals kräftig ein und stieg dann ins Auto.

Plötzlich dann: „Du kannst die Cams wieder anschalten, ich fahre jetzt wieder weg“!

Fummel, fummel… Cams wieder in Betrieb genommen…

Dann plötzlich eine Sprachnachricht von ihr:

„So ein blöder Mist. Jetzt ist die Fallenklappe gerade von alleine runtergefallen. Ich habe es gehört! Keine Ahnung, warum! Ich habe eigentlich alles ordnungsgemäß hinterlassen. Ich steige nochmals aus und mache die Falle wieder auf. So ein blöder Mist echt!

Und dann 2 Sekunden später: EEEEEELVIIIIIIS! Er sitzt in der Falle! Er ist saaaaaaafeeeee!!“

Wir waren außer uns vor Freude!!! Mit Tränen in den Augen trauten wir unseren Augen kaum!

Edda und die Besitzer verschlossen die Falle mit Kabelbindern zur Sicherheit und packten sie mit Elvis darin in unseren Hardtop-Hänger, verschlossen diesen und holten Elvis im geschlossenen Hänger aus der Lebendfalle.

„ Jailhouse Rock…“

Natürlich bekam er sofort ein passendes Sicherheitsgeschirr verpasst und wurde in seine Hundebox gepackt und so sofort sicher im Auto der Besitzer verstaut!

Ende gut – alles gut ?!

Elvis war nach insgesamt 16 Tagen endlich safe.

Zugegebenermaßen wäre es auf diesem Niveau auch nicht mehr sehr lange weitergegangen!

Uns fielen Zentner von der Seele, dass wir die kleine Rennsemmel endlich – standesgemäß- im „Jailhouse“ hatten und der „Rock‘n Roll“ ein Ende hatte! Eine Fortsetzung dieses Marathons wäre nur noch standesgemäß mit viel Alkohol zu ertragen gewesen ?!

Lieben Dank Ira und Berndt für euer Vertrauen in uns und euren mega Einsatz für Elvis!

Tausend Dank an Edda und Olli für die Hilfe vor Ort!

Lieben Dank an das Friedhofsamt Stuttgart und den wunderbaren Friedhofswärter auf dem Pragfriedhof.

Herzlichen Dank an Frau Rottweiler-Spiegel, Frau Faßnacht, Frau Martensen und Frau Wenger aus Gerlingen!

Lieben Dank für die tolle Kooperation mit der Ditzinger Polizei und vor allem Katharina sowie dem Ditzinger Tierschutzverein (Gisela).
Dankeschön, liebe Gisela für das ausgiebige Flyern und deine sofortige Bereitschaft eine Futterstelle einzurichten!!

Herzlichen Dank auch an die Familie Waildelich aus Heimerdingen auf deren Gelände die Falle zuerst stand.

Dankeschön an unsere Trailkollegen für die theoretische Bereitschaft, nach Elvis zu trailen, falls es nötig würde.

 

Dankeschön an alle Sichter und Teiler der Suchmeldung!

Ihr seid alle Teil dieses wunderschönen Happy Ends!

Euer HEBW-Team