02.12.15
Ida ist am Sonntag, den 22.11.15 um 11 Uhr in Kirchheim-Ötlingen entlaufen, weil sie an einen Weidezaun gekommen ist und einen mächtigen Schlag bekommen hat. Ihre Besitzerin hat sie sofort via Facebook vermisst gemeldet.
Gleichzeitig gingen bei uns noch am selben Tag ab 13 Uhr zahlreiche Sichtungen eines panisch durch die Stuttgarter Innenstadt rennenden, wadenhohen, braunen Hundes mit lila Halsband ein. Alle Sichter bestätigten sofort, dass es sich um Ida handelte. Wir nahmen deshalb Kontakt zu Anne (Idas Besitzerin) auf, die ihren Augen und Ohren zunächst einmal kaum trauen konnte. Und tatsächlich bleibt es bis zum heutigen Tag ein vollkommenes Rätsel, wie sie innerhalb von 2 Stunden von Ötlingen in die Stuttgarter Innenstadt gelangen konnte (so weit gelaufen in so kurzer Zeit? S-Bahn? Mitnahme?). Es wird wohl nie zu klären sein… Aber falls irgendjemand zu einer Auflösung dieser Leerstelle beitragen kann, wäre das sehr schön.
Es gingen nun jedenfalls täglich teils mehrere Sichtungen ein und wir begannen mit dem üblichen Prozedere (Vgl. „Was tun, wenn ein Hund entlaufen ist“). Wir (Brigitte Merkle (Tierrettung Region Esslingen (Mittlerer Neckar) und ich) erstellten eine Sichtungskarte, flyerten, liefen die Wege in Laufrichtung ab, um uns ein Bild über potenzielle Laufwege und Querverbindungen zu machen. An diesen vermeintlichen Laufwegen richteten wir 4 Futterstellen mit Kameras quer durch die Stuttgarter City ein und kontrollierten diese täglich. Währenddessen machten wir uns sehr große Sorgen um die Süße. Wer einmal in der Stuttgarter Innenstadt unterwegs war, weiß, was es bedeutet, dort als Hund (vom Land) alleine unterwegs zu sein: Mega viel Verkehr, Busse, U-Bahnen, S-Bahnen, ICE’s usw. und Ida machte vor allem anfangs zahlreiche „Herzindiehosentascherutschaktionen“. Sie rannte z.B. mehrfach auf der B27 umher (1x vor dem Hauptbahnhof, das nächste Mal vor dem Milaneo, war mehrfach in der Nähe der B14 usw.). Es gab anfangs kaum einen Stadtteil und Punkt in Stuttgart, den Ida ausließ und sie war dabei völlig panisch und kopflos. Dies lag mitunter daran, dass fast jeder, der sie sichtete, versuchte ihr auf irgendeine Weise habhaft zu werden, was sie natürlich in immer größere Panik versetzte, weil sie ja nicht verstehen konnte, was all diese fremden Menschen von ihr wollten.
Am Dienstagabend (24.11.) traf ich mich dann mit Anne nach 2 Sichtungen in S-Ost, in der Hoffnung, Ida könne eventuell von ihr noch abgerufen werden, denn es bestand eine gute und tiefe Bindung zwischen den beiden. Leider war die einzige, die Ida an diesem Tag 2x zu Gesicht bekam, ich, die zunächst nichts machen konnte. Das erste Mal sah ich sie aus dem Auto heraus in der Schurwaldstr.. Aber als ich das Auto geparkt hatte, war sie wie vom Erdboden verschluckt. Das zweite Mal sah ich sie dann, als wir nach einigen Stunden die „Suche“ einstellen wollten und ich eine letzte Runde fuhr in der Nonnenwaldstr. Beim zweiten Mal, kam sie, nachdem ich mich ruhig mit Futter auf den Boden setzte und mich von ihr wegdrehte kurz ein paar Schritte auf mich zu, rannte dann aber an mir vorbei und auf und davon. Anne war ca. 5 Minuten später auch vor Ort, aber Ida war bereits über alle Berge.
In diesem Moment war mir klar, dass sich Ida in ihrem Panikmodus niemals von Hand sichern oder abrufen lassen wird und wir stellten unsere komplette Strategie in Absprache mit Anne um: Keine aktive Suche mehr, Ruhe einkehren lassen und nur noch Futterstellen und Flyer waren der Plan.
Schlussendlich biss Ida dann am Montag 30.11.15 in der Urachstr. in Stuttgart-Mitte an einer unserer Futterstellen an und lief sie an jenem Tag insgesamt 3x an. Das letzte Mal leider, als wir gerade dabei waren, die Falle aufzubauen. Was ein Schreck! Wir ignorierten sie einfach komplett, drehten uns mit dem Rücken zu ihr, unterhielten uns normal weiter, bestückten die Falle, stellten sie scharf und gingen wieder.
Leider fing es dann an, mächtig zu stürmen und wie aus Kübeln zu gießen und das auch den kompletten Dienstag über und Ida ließ sich weder sichten noch zeigte sie sich an der Futterstelle. Ich war zugegebenermaßen ziemlich niedergeschlagen und machte mir die blödesten Gedanken. Bei der Fallenwache wechselten Brigitte und ich uns ab.
Und heute Morgen um 11:07 klingelte dann nach 2 Sichtungen, die genau in die richtige Richtung gingen, der Fallenalarm!!
Ihr könnt euch gar nicht vorstellen, was das für eine Erleichterung für uns alle war! Ihr hört Hinkelsteine von unseren Herzen fallen!!!
Mein größter Dank gilt Brigitte Merkle, die mich in jeder Hinsicht begleitet und unterstützt hat.
Des Weiteren bedanke ich mich bei Anne für ihr Vertrauen bei der Sicherung von Ida.
Darüber hinaus: Tausend Dank an Ursel Gericke (Leiterin des Tierheims Ludwigsburg) und „Keks“ für die sofortige Bereitstellung und Lieferung der Falle und an Thomas, Britta und mein Team hier bei HEISUU für die moralische Unterstützung! Einen lieben Dank auch an Simone. Sie weiß, warum.
Danke an alle, die Idas Suchmeldung geteilt haben und die uns Sichtungen sehr zuverlässig gemeldet haben. Ein großes Dankeschön auch an Herrn Ramic, der uns sofort seinen Garten für eine Futterstelle und die Falle angeboten hat. Lieben Dank auch an das „Polizeirevier Ostendstr. und den „Tiernotdienst“, die geduldig meine täglichen Anrufe ertrugen und uns Sichtungen weitergaben!
Zu guter Letzt: Danke an Ida, dass du dich von uns hast sichern lassen!
Ich bin sooooo glücklich!
Liebe Grüße!
i.A. Nadja mit dem gesamten Team von HEBW