Nala

10.05.2021

Leider entlief Nala aus Stetten unter Holstein ihren Besitzern am 26.4.2021 in einem unachtsamen Moment, während des Spaziergangs, kurz vor ihrem Zuhause.

Zunächst versuchten die Besitzer Nala selbst zu finden und merkten nach ein paar Stunden, dass es so nichts bringen würde und wendeten sich hilfesuchend am Abend des 26.04.2021 an uns.

Wir sagten sofort unsere Hilfe zu und fuhren in den Abendstunden zum Ort des Geschehens und richteten sofort Futterstellen ein und hängten unsere Livecams.

Voller Hoffnung fuhren wir heim.

Nala war zwar erst 2 Tage in ihrem neuen Zuhause, fühlte sich dort aber schon wohl und ist auch kein klassischer Angsthund, der extreme Scheu vor Menschen hat.

Nun hieß es aber erstmal warten…

Die Livecams blieben aber leider die ganze Nacht still.

Wir erstellten also am nächsten Tag einen Flyer, steckten ein Flyergebiet ab und hofften, dass nun endlich Sichtungen kommen würden.

Die erste Sichtung kam dann relativ schnell aus dem benachbarten Dorf Hörschwag.

Man sah sie die Landstraße nach unten rennen und dann verlor sich ihre Spur.

Während wir also alle mit dem Flyern beschäftigt waren, gab es am Nachmittag des 27.04.2021 einen Anruf von einer Sichterin aus Gauselfingen. Sie erzählte und erzählte und uns rutschte das Herz in die Hose. Nala war ihr bei Tempo 100 vor das Auto gesprungen, die Sicherterin musste eine Vollbremsung hinlegen und es passierte Gott sei Dank beiden nichts.

Als wir uns dann alle etwas gefangen hatten, wurde uns klar, dass Nala sich mittlerweile 6 Kilometer vom Entlaufort entfernt hatte. Sie ist nach dem Beinaheunfall in ein dort angrenzendes Waldgebiet gelaufen.

Als wir dort oben angekamen, richteten wir natürlich eine Futterstelle ein und zogen voller Hoffnung von dannen.

Leider passierte in der darauffolgenden Nacht weder etwas am Entlaufort noch am letzten Sichtungspunkt.

Leider haben wir in den ländlichen Regionen auf der „Schwäbischen Alb“ oft das Problem, nur sehr unregelmäßige Sichtungen zu bekommen, da die Gegend nur wenig besiedelt ist.

Uns blieb also zunächst nichts anderes übrig, als weiter zu flyern.

Am 28.04.2021 blieben die Telefone komplett still. Wir machten uns langsam Sorgen um die Süße und hofften, dass Nala nicht doch etwas zugestoßen war.

Dann endlich am 29.04.2021 kam der erlösende Anruf eines Waldbesitzers, der Nala auf dem Waldweg sah und zwar genau in dem Wald, in dem sie nach dem Unfall verschwunden war.

Plan B musste nun her: Wir packten mehrere Livevcams ein, packten die Taschen voll Futter und machten nun eine Wanderung durch den Wald.

Wir wollten uns einfach ein Bild über sämtliche Abzweigungen in dem Teilstück des Waldes verschaffen. Parallel meldete sich dann noch die Polarhundestation aus Gauselfingen bei uns.

Sie erzählten uns, dass ihre Hunde im Freilauf seit Dienstag, 27.04.2021 immer wieder in ein bestimmte Richtung des Waldes bellen würden.

Nach mehreren Kilometern Fußmarsch hatten wir nun im Wald an 4 verschiedenen Gabelungen Livecams gehängt. An einer dieser Gabelungen mussten wir aus Mangel an Livecams ganz „old school“ eine Cam zum Auslesen hängen.

Voller Hoffnungen verließen wir den Wald und es kam wie es kommen musste, es kamen zwar in der Nacht vom 29.04.2021 auf den 30.04.2021 jede Menge Bilder, aber es war keine Nala weit und breit zu sehen.

Was war passiert? War sie doch abgewandert? Lief sie vielleicht doch zum Entlaufort zurück?

Fragen über Fragen, doch die Antworten blieben aus. Uns blieb zunächst nichts anderes übrig, als die Futterstellen im Wald weiter aufrechtzuerhalten.

Und so blieb es auch den ganzen Tag am 30.04.2021 still.

Als wir uns am 01.05.2021 wieder auf den Weg in den Wald machten, wussten wir noch nicht, was uns dann erwarten würde. Wir bestückten zunächst alle Futterstellen, an denen die Livecams hingen.

Nach einem Fußmarsch von ca 2 Kilometern kamen wir dann an der letzten, auslesbaren Cam an.

Wir öffneten sie, drückten die Replaytaste und trauten unseren Augen kaum: Da stand sie vor der Cam in voller Pracht, unsere Nala, sie hatte die Futterstelle in der Nacht vom 30.4.2021 auf den 01.05.2021 besucht.

Wir tanzten vor Freude und waren überglücklich, sie endlich auf einer Cam und an einer Futterstelle zu sehen. Frohen Mutes bestückten wir auch diese Futterstelle neu und liefen dann zurück in Richtung Auto, als plötzlich eine der Livecams Alarm schlug.

Schnell das Handy aus der Tasche gezogen, die App gestartet und mit Schnappatmung fast umgefallen. Nala stand an einer Futterstelle 100 Meter von uns entfernt. Das Gefühl in dem Moment überhaupt nichts tun zu können, zerreißt einen fast.

Nach 10 Minuten war Nala nicht mehr zu sehen. Wir liefen zur Futterstelle. Diese war, warum auch immer nicht leer gefressen.

Fand sie noch etwas anderes im Wald? Oder gab es einen anderen Grund dafür? Nach Rücksprache mit den Besitzern und dem Verein war klar: Nala war schon immer ein schlechter Esser.

Prima, dachten wir, ein bescheidener Hund! Das wird eine Herausforderung!

Naja, Gedanken verdrängten wir und konzentrierten uns auf das weitere Vorgehen. Wer uns kennt, weiß, dass wir niemals aufgeben!

Wir bauten 2 Futterstellen natürlich sofort wieder ab und ließen nur die beiden angenommen Futterstellen bestehen. Einfach aus dem Grund, um eine Ausweichmöglichkeit zu haben. Hin und wieder machen wir das so, da es immer wieder Hunde gibt , die ein Problem mit der Falle haben und wir dann auf den Zwinger ausweichen müssen oder die Hunde finden an einer Futterstelle keine Ruhe mehr, da diese teils durch Menschen und andere Hunde frequentiert wird, wenn es sich rumgesprochen hat.

Wir beschlossen noch am Abend des 01.05.2021 die Lebendfalle zu stellen. Es gab nur ein ganz , ganz großes Problem!

Am 01.05.2021 eines jeden Jahres beginnt die Jagdsaison auf die Böcke der vorherigen Saison.

Schöner Mist – aber auch das konnten wir lösen. Wir riefen den zuständigen Jäger und Förster an und wir konnten kaum fassen, was uns beide am Telefon mitteilten.

Sie waren so verständnisvoll und sagten uns zu, die Jagd im gesamten Waldgebiet so lange einzustellen, bis Nala gesichert sei.

Wir waren platt! Geplättet von so viel Mitgefühl und Verständnis!

Wir fuhren also nach Hause, packten die Falle auf den Hänger, fuhren zurück und stellten sie auf und stellten dort weitere Livecams auf.

Wieder fuhren wir voller Hoffnung heim. In der ganzen Nacht passierte nichts. Weder an der Falle noch an der 2. Futterstelle im Wald noch am Entlaufort.

Da der Entlaufort für viele Hunde immer noch ein zentraler Anlaufpunkt ist, halten wir diesen die ganze Suche über aufrecht. Leider hatten wir dort mittlerweile ein großes Fuchsproblem und entschieden uns, diese Futterstelle deshalb etwas zu versetzen. Da wir den Laufweg am Tag des Entlaufens von Nala kannten, wählten wir den neuen Platz für die Futterstelle mit Bedacht aus.

Zurück zum Problem!

Was war also los? Wahrscheinlich war Nala erstmal satt, dachten wir. Sie würde bestimmt in der nächsten Nacht die Lebendfalle aufsuchen!

Denkste! Den Plan haben wir ohne Nala gemacht!

Warum kam sie nicht? War zu viel los? War sie abgewandert? Unsere Nerven lagen langsam blank.

Was wir zu dem Zeitpunkt noch nicht wussten: Es sollte noch viel schlimmer werden!

Wieder liefen wir den Wald ab, aber diesmal auf der anderen, ruhigeren Seite. Wieder setzten wir an mehreren Gabelungen Livecams in der Hoffnung, sie auf eine der Cams zu sehen.

Vielleicht hatte sie einfach die Seite gewechselt. Aber sie musste doch Hunger haben, also würde sie doch ganz bestimmt bald wieder zur alten Futterstelle an der die Lebendfalle stand, zurückkehren?

Und wieder passiere nichts!

Wir hatten sie auf keiner der Livecams und es gab keine Sichtung mehr und wir machten uns deshalb große Sorgen.

Natürlich dachten wir über einen Einsatz eines Suchhundes nach, aber nach einem mobilen und zugleich ängstlichen Hund zu trailen, macht einfach keinen Sinn.

So kam es also, dass wir vom 01.05.2021 – 04.05.2021 kein einziges Lebenszeichen mehr von Nala bekamen.

Unsere Nerven lagen blank. Wir dehnten das Flyergebiet aus und teilten sie nochmal in allen benachbarten Gruppen auf Facebook.

Plötzlich gab es am frühen Abend des 04.05.2021 einen Anruf von einer Nachbarin von Nalas Besitzern: Sie habe Nala am Sportplatz in Stetten unter Holstein gesehen, sie war sich ziemlich sicher. Konnte das sein?

Es gab leider kein Foto von der Sichtung und es war ca 1 Kilometer vom Entlaufort entfernt.

Wir entschieden uns am Sichtungspunkt eine Futterstelle einzurichten und das zügig und dort auch leider nur auf die Schnelle mit einer geliehenen Cam zum Auslesen eines ortsansässigen Jägers.

Es war nämlich schon dunkel und wir waren nicht scharf drauf, einer Rotte Wildschweine zu begegnen.

Nun hieß es wieder – Warten.

Als wir am späten Abend des 04.05.2021 Alarm von der Livecam am Entlaufort bekamen, dachten wir zunächst, dass es mal wieder ein Fuchs sei, der sich den Bauch vollschlagen würde.

Handy raus, App gestartet und dann stockte uns der Atem: Schnell nochmal die Augen gerieben: Nala!!!!!!

Es war tatsächlich Nala, die zum Entlaufort zurückgekehrt war. Die Sichtung am Sportplatz stimmte also doch!

Wir waren so aus dem Häuschen und sehr froh sie zu sehen. Sie lebte und es ging ihr gut!

Nach ein paar Minuten verschwand sie wieder in unbestimmte Richtung.

Wir bauten also am 05.05.2021 die Lebendfalle und alle Cams im Wald ab. Jetzt würde es alles seinen Lauf nehmen dachten wir. Schließlich war Nala die knappen 6 Kilometer zum Entlaufort zurückgelaufen.

Die Lebendfalle wollten wir noch nicht stellen, wir wollten Nala erstmal sicher anfüttern.

Wir installierten weitere Livecams am Entlaufort.

Plötzlich meldete sich am Mittag des 05.05.2021 eine Sichterin aus Salmendingen, sie war sich sicher, Nala gesehen zu haben .

Puh dachten wir , was war denn nun wieder los?

Zunächst blieben wir aber entspannt. Es ist ja normal, dass entlaufene Hunde ihre Kreise drehen und Salmendingen war von der Entfernung noch im Rahmen.

Nala würde sicher in der Nacht wieder zum Entlaufort zurückkehren!?

Am 07.05.2021 gab es eine neue Sichtung von Nala. Dieses Mal wurde sie zwischen Burladingen und Ringingen gesehen. Sie war also wieder weiter weg vom Entlaufort.

Die Sichterin berichtete, dass auch sie eine Vollbremsung machen musste und Nala aus einem Waldstück geschossen kam, durchnässt und völlig panisch auf die andere Straßenseite rannte und verschwand.

Wohin wollte denn dieser Hund bloß?

Aufgrund der Nähe zu Gauselfingen, Nalas erster angenommenen Futterstelle, hingen wir dort wieder eine Livecam, einfach um vorbereitet zu sein.

Parallel hingen wir auch eine am Sichtungspunkt in Salmendingen, um auch dort vorbereitet zu sein.

In der Nacht vom 07.05.2021 auf den 08.05.2021 passierte nichts, absolut rein gar nichts!

Wir wussten, dass wir außer zu warten, nichts tun konnten und das war für alle sehr zermürbend.

Auch tagsüber passierte am 08.05.2021 rein gar nichts .

Wir nutzen die Zeit und setzten in Stetten auf der anderen Seite vom Wald, in dem sie am Tag des Entlaufens verschwand, weitere Cams.

Alle Livecams standen am Abend des 08.05.2021 still, bis auf eine: Die am Entlaufort löste gegen 22:35 Uhr aus! Volltreffer!!!

Nala war ein weiteres Mal zum Entlaufort zurückgekehrt und in dieser Nacht kam Nala 3 Mal zur Futterstelle. Wir waren uns einig, dass wir am nächsten Tag nicht die Lebendfalle, sondern unseren Fangzwinger aufbauen mussten.

Was macht man also am Muttertag?

Richtig! Man fährt nach Aich und holt dort den Zwinger vom zuvor gesicherten Balboa ab und fährt dann nach Stetten unter Holstein und baut ihn dort auf.

Als am Abend dann alles stand, hofften wir, dass es nicht für die Katz war.

Wir stellten 4 Livecams rund um den Zwinger auf und hingen eine weitere an einen Baum.

Es hieß also wieder: Warten!

Um 23:30 Uhr schlugen die Cams Alarm: Nala war wieder da!

Ungelogen, wir schauten ihr eine Stunde dabei zu, wie sie an der Futterstelle nach irgendwelchen Krümeln suchte. Sie ignorierte den Zwinger komplett! Gegen 2 Uhr machten wir dieses Spiel ein weiteres Mal mit und dann wurde es still.

Manchmal brauchen die Hunde einfach mehrere Anläufe und etwas Zeit, um dann den Weg in den Zwinger anzutreten.

Als es aber am Morgen des 10.05.2021 eine Sichtung von Nala ca. 1,6 Kilometer entfernt gab, trauten wir unseren Ohren kaum.

Wir wussten, dass das auch zu einem normalen Verhalten eines entlaufenen Hundes gehört, aber bedingt durch das mehrmalige Abwandern Nalas, waren wir nicht mehr entspannt.

Wir beschlossen am Mittag des 10.05.2021 kurz zum Zwinger zu fahren und ein/zwei Cams umzustellen.

Auf 13 Uhr waren wir dort verabredet. Aufgrund komischer Zufälle kamen wir dort 10 Minuten verspätet an. Und um 12:50 Uhr schlug plötzlich die Cam am Zwingereingang Alarm: Nala!!!

Es war tatsächlich Nala! Nur 5 Minuten später schlug die Zwingertür zu und Nala war nach 15 langen Tagen und harten Nächten endlich gesichert!

Es gab kein Vor-Zurück
Kein – um den Zwinger, hinter den Zwinger.

Nichtmal die gelegte Spur zum Napf hat sie interessiert: Nala ist nach 15 Tagen einfach geradewegs in den Zwinger zum Napf gelaufen.

Wir konnten es kaum glauben und werden es auch nie verstehen, warum das alles so ein Spießrutenlauf war.

Wir beobachtenden das Geschehen aus sicherer Entfernung und fuhren sofort zum Zwinger und informierten die Besitzer und den Verein.

Uns allen sind Steine und ganze Felsbrocken vom Herzen gefallen.

Wir konnten es nicht glauben und waren einfach nur überglücklich.

Wir sicherten Nala noch im Zwinger und verluden sie in eine Transportbox und fuhren sie gemeinsam mit dem Besitzer nach Hause.

Nala hatte wirklich tausend Schutzengel.

Ende gut , alles gut !

Nala hat bist auf ein paar Millionen Zecken ihren Ausflug unbeschadet überstanden.

Wir möchten uns bei den Besitzern von Nala für ihr großes Vertrauen in uns und unsere Arbeit von Herzen bedanken!
Sie haben alles vorbildlich umgesetzt und haben nie aufgegeben.

Ein ganz fettes Danke geht an alle Jäger und Förster in Stetten unter Holstein, in Salmendingen und in Gauselfingen. Wir waren und sind überwältigt von soviel Anteilnahme und die Bereitschaft in allen Wäldern die Jagd bis zur vollständigen Sicherung von Nala einzustellen!

Sie erteilten uns sämtliche Genehmigungen für das Errichten von Futterstellen und das Stellen der Lebendfalle und Fangzwinger.

Ein ganz großes Danke geht an Madlen Schumann und Wolle Wölk. Egal, zu welcher Tages und Nachtzeit, ihr wart immer da und habt uns tatkräftig unterstützt!

Danke an alle umliegenden Polizeidienststellen.

Danke an alle Sichter für das besonnene Verhalten bei Sichtungen von Nala.

Danke an alle Teiler und Flyerhelfer.

Danke an Cornelia Köhn von Novadog, du machst es immer sofort möglich und stattest die Hunde mit Sicherheitsgeschirren und Co. aus.

Wir wünschen Nala und ihrer Familie von Herzen alles Liebe.

Ihr seid alle ein Teil dieses Erfolges.

Euer HEBW-Team