04.03.15
Die Süße entlief am 15.02.15 am Parkplatz der „Eiswelt“ an der Waldau, nachdem sie erst 1,5 Tage bei ihrer neuen Familie war.
Erschwerend kam hinzu, dass das Mädel bereits 12 Jahre alt ist, eine frische Hüft-OP hinter sich hatte und mit Leine und Geschirr weglief. Leider besteht in diesem Fall im Waldbereich immer das Problem, dass sich ein Hund verheddert, was böse enden kann und was große Sorgen bereitete. Leider kam im Falle von Cora aber noch ein weiteres Problem hinzu, nämlich, dass ihrer Familie zum Zeitpunkt ihres Verschwindens kein Duftträger vorlag, der dann mit Hilfe eines Suchhundes zum Auffinden der verhedderten Cora hätte dienen können. Der einzige Duftträger befand sich bei der Pflegestelle in Essen und musste erstmal seinen Weg nach Stuttgart finden.
Als ich das alles hörte, war mir sofort klar, dass ich, sollte meine Hilfe erwünscht sein, helfen möchte. Ich setzte mich mit Kerstin der Tochter der Besitzer in Verbindung und besprach mit ihr die Lage und machte schnell einen Flyer und versuchte zunächst mal die wichtigsten Punkte rund um den Entlaufort selbst abzudecken. Kurze Zeit später kam mir Thomas Jakobs und Kerstin (Tochter der Besitzer) dabei zur Hilfe. Gott sei Dank gab es von Anfang an dann täglich Sichtungen von der Süßen. Leider manche davon auch auf oder über die B27. Leider gelang es mir ungefähr 10 Tage lang aber nicht, hinter ihrem Laufverhalten auf der Sichtungskarte ein Schema zu erkennen. Das Mädel lief kreuz-und quer durch den Wald an der Waldau, durch’s Ramsbachtal, Asemwald, Schönberg, Plieningen, Möhringen, Degerloch und kaum richtete ich an einem Sichtungspunkt eine Futterstelle ein, war die Süße schon wieder viele Kilometer entfernt wo ganz anders und ich reiste ihr quasi täglich mit dem Futter hinterher – immer mit dem Gefühl ihr 2 Schritte hinterher zu sein. Das Ganze wurde auch dadurch extrem verkompliziert, als dass sich Cora fast ausschließlich auf den Number-One-Gassimeilen bewegte, wo tagtäglich Hunderte Gassigänger mit ihren Hunden unterwegs sind und alle ohne Leine laufen. Das heißt, meine Futterstellen wurden immer wieder von anderen Hunden gefunden und leergefressen.
Zwischenzeitlich war das echt zum Verzweifeln – zumal sie auch immer wieder im Unterholz gesichtet wurde und vor allem ihre Familie, aber auch ich deshalb die eine oder andere schlaflose Nacht verbrachten, denn sie hatte ja nach wie vor diese mistige Leine dran…
Am 20.02.15 wurde mir dann vom Betreiber des Waldheims Degerloch eine Sichtung mitgeteilt, die uns völlig fertig machte. Cora lief um 9:45 auf der Jahnstr. (Filderlinie/3-spurig) auf der Höhe der Abfahrt Frauenkopf auf der linken Spur mitten auf der Fahrbahn entgegen der Fahrtrichtung stadteinwärts. Natürlich kontaktierten wir sofort die Polizei und den Tiernotdienst, die uns beide diese Sichtung, aber keine Sicherung bzw. weitere Sichtung bestätigten. Aufgrund des lila Geschirrs und der roten Leine gab es bei 99% der Sichtungen absolut keine Zweifel – so auch bei dieser nicht. Leider verlief sich ihre Spur dort aber auch sofort wieder und ich gehe davon aus, dass sie links weg in den Bopser Wald abgedreht ist und wieder Richtung Waldau lief.
Der Schreck saß zunächst einmal tief. Aber leider sollte es nur 2 Tage später noch schlimmer kommen. Am Sonntag 22.02.15 um 19:45 erreichte die Besitzer ein Anruf der Möhringer Polizei, dass Cora vermutlich auf der B27 von einem Auto angefahren wurde. Völlig verzweifelt suchten wir nach Möglichkeiten, ihr irgendwie in dieser Situation zu helfen bzw. sie verletzt zu finden und ich rief Herrn Kälberer (Leiter der Schweißhundestaffel Alb) an. Er ließ alles stehen und liegen und setzte sich am Sonntag Abend sofort ins Auto und fuhr mit seiner Schweißhündin von Owen nach Stuttgart, um mit mir an der Leitplanke der B27 entlang nach Blutspuren bzw. einer verletzten Cora zu suchen. Wir fanden aber Gott sei Dank nichts.
Aber leider begannen mit diesem Tag ein paar echte Horrortage für alle Beteiligten, denn Cora wurde mit einem Schlag 4 Tage lang gar nicht mehr gesehen und Frank Weißkirchen (http://www.hundentlaufen.de/index2.html) stand bereits in den Startlöchern, um mit einem seiner Suchhunde und dem Duftträger aus Essen einen Trail nach einem schwerverletzten bzw. toten Hund zu unternehmen. Es war kaum auszuhalten… Einfach nur schlimm diese Situation!
Plötzlich gab es dann aber – Himmel sei Dank – am 26.02.15 wieder eine sichere Sichtung von Cora auf dem „Neuen Friedhof Degerloch“ und da es bereits viele Tage zuvor dort eine Sichtung gab, wurde Werner (Besitzer) und mir mit einem Schlag einer der wichtigsten Laufwege von Cora klar. Ich fuhr sofort auf den Friedhof, traf mich dort mit Werner und richtete eine Futterstelle ein und auch noch 2 weitere auf ihrem Laufweg Richtung Waldheim Degerloch. Es sollte allerdings weitere 3 Tage dauern, bis sie zum ersten Mal zuerst an der Futterstelle (und Wildcam) am Waldheim Degerloch und wieder 1,5 Tage später an der Futterstelle (mit Cam) auf dem Friedhof auftauchte. In diesem Moment hielt ich Rücksprache mit Ursel Gericke (Leiterin des Tierheims Ludwigsburg) und wir beschlossen, dass wir spätestens dann, wenn sie ein zweites Mal auf einer der Cams und FS ist, die Lebendfalle aufstellen und diese auch sofort scharfstellen. Gestern checkte ich dann um 18 Uhr beide Futterstellen. Erst die am Waldheim Degerloch: NICHTS! Dann die im Friedhof: AUCH NICHTS!
Aber irgendwie sagte uns unser Bauchgefühl, dass wir es dennoch auf dem Friedhof probieren sollten. Also fuhr Ursels Team mit der Falle los. Als sie um ca. 20 Uhr ankamen und wir die Falle aufbauten und ich ein zweites Mal die Futterstelle checkte, war Cora kurz vorher da und hatte die Futterstelle leergefressen. Wir dachten dann zunächst mal, dass es nun viele Stunden oder gar Tage dauern wird, bis sie wiederkommt und ich stellte mich auf mehrere Nächte Fallenwache ein.
Aber weit gefehlt. Als ich es mir gerade im Auto mit meinen Decken gemütlich gemacht hatte und Ursels Team losgefahren war, meldete der Fernmelder bereits nach 15 Minuten, dass die Falle „zugeschnappt“ war.
Ich lief mit pochendem Herz langsam zur Falle und siehe da: DA WAR SIE: COOOOORAAAAAA!!!!! Sie saß seelenruhig und völlig entspannt in der Falle und schaute mich an. Ich habe mich vor die Falle gesetzt und erstmal vor Freude geweint und natürlich dann alle verständigt!!!
Da Ursels Team aber erstmal zurück nach Ludwigsburg fuhr, um Ursel mit Sicherheitsgeschirren und Co. abzuholen, um sie mit ihrer Hilfe 1000 % sicher aus der Falle zu holen, hatten Cora und ich gestern Abend ganz viel Zeit zu zweit auf dem Friedhof…
Es war einfach unglaublich und hat mich tief berührt, wie ruhig und friedlich sie war. Sie legte sich in der Falle völlig friedlich hin und schleckte mir die Hände ab. Ich bin mir 100% sicher, dass Cora wusste, dass ihr Martyrium nun ein Ende hat und dankbar dafür war. Als Ursel und ihr Team dann kamen, ließ sie sich völlig problemlos sichern und sprang mit einem Satz ins Auto und in die Hundebox. Ursel nahm sie dann in Absprache mit den Besitzern für 1 Nacht zur Beobachtung mit ins Tierheim – auch um ihrer Familie heute nochmals das Thema: Doppelsicherung von Grund auf und in Ruhe zeigen zu können. Cora hat im Tierheim angekommen wohl erstmal einen Bärenhunger gehabt und sich den Bauch vollgeschlagen und dann ganz friedlich geschlafen. Heute Morgen wollte sie dann ständig gekuschelt werden und hat dann fröhlich im Garten mit den anderen Hunden gespielt. Ich bin sooooo unglaublich glücklich und demütig über dieses ganz und gar unglaubliche „Happy End“. Ich muss mich immer wieder selbst zwicken, um sicherzustellen, dass ich nicht träume!!! Jibiehhh, juhuuuuu!!!!
Ich möchte mich ganz herzlich vor allem bei dir, Werner Neff (Besitzer von Cora) für deine Geduld, deine Ruhe, deine Kraft, deine endlosen Spaziergänge, deine Zuversicht, dein Vertrauen und deine Liebe für Cora bedanken, obwohl sie nur so kurz bei euch war! Du bist ein toller Mensch und ich bin froh, dich kennen gelernt zu haben!
Tausend Dank an ThJ, der sukzessive mit seinem Radel das ganze Gebiet großflächigst mit Flyern tapeziert hat!!
Ganz, ganz, ganz lieben Dank auch an dich, Ursel, (und dein tolles Team) für die mentale und tatkräftige, aktive Unterstützung bei der Sicherung von Cora!!!! Ihr wart wunderbar!
Ferner bedanke ich mich ganz lieb bei meinem Team hier von HEISUU, bei Brigitte Merkle, bei Katja Weiher, bei Britta und bei Frank Weißkirchen (http://www.hundentlaufen.de/index2.html) für deren „Da-sein“!
Ein riesiges Dankeschön auch an Maja Bussmann! Sie weiß, warum !!
Danke auch an Heike Marquardt (Coras Ex-Pflegestelle), dass sie samt Duftträger höchstpersönlich von Essen nach Stuttgart kam, um unsere Suche zu unterstützen.
Lieben Dank an Herrn Kälberer, den Jäger, der am Sonntag Abend ohne Wenn und Aber sofort zur Hilfe eilte nach dem Unfall auf der B27!
Und zu guter Letzt möchte ich mich bei allen bedanken, die Coras Suchflyer geteilt haben und in Gedanken bei Cora waren!!! Ihre Suchmeldungen wurden insgesamt sage und schreibe deshalb 65.000 mal gesehen!!
Danke, danke, danke!!!
Nadja