27.09.2025
Samstag den 20.09.2025 entdeckten wir beim Tierschutzverein Berglen die Suchmeldung des entlaufenen Chihuahuas Gust in Rudersberg. Gust war mit seinen Besitzern und dem Zweithund extra aus Belgien angereist, um das Wochenende beim Motocross zu verbringen.
Da Gust seit zehn Jahren bei seinen Besitzern lebt, die leidenschaftliche Motocrossfahrer sind, sind sein Hundekumpel und er an sämtliche Motorgeräusche sowie die Wochenenden im Wohnmobil gewöhnt.
Allerdings erschrak sich Gust beim Feuerwerk am Freitagabend so sehr, dass er aus seinem Geschirr schlüpfte und war auf und davon.
Als wir den Aufruf am Samstag sahen, boten wir sofort unsere Unterstützung an.
Die erste Sichtung ließ nicht lange auf sich warten. So trafen wir uns umgehend mit der Tochter des Besitzers, die bereits auf dem Weg dorthin war, an der ersten Sichtungsstelle und hofften, dass wir Gust noch antreffen würden, da er sich hier einige Zeit neben dem Motorrad ausruhte.
Leider war mittlerweile weit-und breit kein Gust mehr zu sehen. Wir hatten die Hoffnung, dass er zurückkommen könnte, da er sich dort scheinbar – den Umständen entsprechend – wohlfühlte und sich ein wenig erholen konnte.
Also richteten wir eine Futterstelle ein. Im Anschluss fuhren wir zum Campingplatz an der Motocross-Strecke, um dort ebenfalls eine Futterstelle einzurichten und hofften darauf, dass der kleine Mann zurückkomme.
Doch weit gefehlt.
Es blieb ruhig. Am nächsten Tag folgten die nächsten Sichtungen, doch anstatt zurückzukehren, war Gust weitergezogen und wir richteten auch hier umgehend Futterstellen ein.
Ja und dann? Dann wurde es ruhig.
Klar, auf eine gewisse Entfernung hin erkennt selbst das geschulteste Auge nicht, ob es einen Fuchs, Katze oder doch vielleicht Gust gesehen hatte?
Am nächsten Morgen trauten wir unseren Augen kaum. Gust ließ sich tatsächlich an unserer Futterstelle blicken – wenn auch nur kurz und auch nur im Vorbeigehen hatte er etwas genascht, aber uns war klar, die Falle muss jetzt her.
Gesagt, getan, die Falle stand.
Doch wir hatten den Plan ohne den kleinen Belgier gemacht.
Er ließ uns tatsächlich hängen und wir hatten wieder mal: Nichts. Ruhe!
Die ganze Nacht ständig Fotos über die Kamera, doch einfach kein Chihuahua. Unfassbar!
Gust, wo steckst Du nur? Er müsste doch mittlerweile nach so einer Strecke einen riesen Hunger haben!
Am darauffolgenden Tag erhielten wir ein Anruf, der hoffen ließ: Eine Sichtung von Gust in Welzheim. War das möglich?
Rennt der kleine Mann mit seinen kurzen Beinchen so weit? Im Gespräch stellte sich aber sehr schnell heraus: Es handelte sich ZUNÄCHST nicht um Gust.
In Welzheim war ein weiterer Hund herrenlos auf Tour, dieser konnte aber schnell wieder von Polizei und Besitzer gesichert werden. Gott sei Dank 🙏
Wir waren heilfroh, dass Gust nicht nach Welzheim gezogen ist. Das Telefon klingelte erneut: Eine Sichtung von Gust in Welzheim. Hä? Wie? Jetzt also doch! Er hielt uns echt auf Trab.
Also gleiche Prozedur: Futterstelle muss her. Es wurde brenzlich, denn Gust lief direkt auf der Umgehungsstraße und wurde weggehupt!
Durch das schnelle Handeln der Sichterin, die versuchte den Verkehr einzudämmen, gelang es Gust in seiner Panik sich in ein Maisfeld zu retten und war nicht mehr zu sehen.
Langsam fing das Wetter an, ungemütlich zu werden. Der Regen kam und der Regen blieb 😕 An dieser Stelle ein riesengroßes Danke an alle lieben Helfern, insbesondere Tina und Patrizia, die den Regen nicht scheuten und in Windeseile Flyer gedruckt und in Welzheim und in den umliegenden Ortschaften verteilten.
Doch das Telefon stand still.
Kein Lebenszeichen von Gust 😢
Mit Sicherheit war dies dem anhaltenden Regen zuzuschreiben.
Es folgte ein weiterer Tag ohne Sichtung, dafür immer noch mit vieeeel Regen. Es war zum Mäusemelken!
Kleiner Gust, hoffentlich hast Du es relativ trocken und warm 🙏 Uns beschlich ein mulmiges Gefühl und wir waren alle sehr besorgt.
Dann am am Freitagmittag, das Wetter wurde milder und trockener, zweieinhalb Tage ohne auch nur ein Lebenszeichen von Gust, ein Anruf. Sichtung in Welzheim.
Es war allerdings sehr unklar, ob es sich um einen Fuchs, eine Katze oder doch vielleicht Gust handeln könnte. Völlig egal. Wir mussten diesen Strohhalm schnappen und machten uns auf nach Welzheim, um eine weitere Futterstelle einzurichten.
Wir waren noch nicht einmal auf dem Weg, da kam schon der nächste Anruf: Sichtung von Gust. Dieses Mal ist er es ganz sicher!
Die Freude war riesengroß, endlich ein Lebenszeichen 🥳 !
Von da an stand unser Telefon nicht mehr still. Die Sichtungen trudelten beinahe im Minutentakt ein, jedoch hatten wir auch hier schon wieder ein bisschen Bauchweh: Wir erfuhren, dass es einige Einfangversuche gab. Hoffentlich geht das nicht schief! Die Anrufe hörten am Freitag nicht mehr auf und gingen bis in die Nacht hinein ein. Wir erhielten massig Sichtungsmeldungen von Gust.
Doch durch diverse Einfangversuche von Fremden kamen diese tatsächlich kreuz-und quer aus Welzheim. Dann eine Sichtung am Ortseingang, zehn Minuten später die nächste Sichtung am Ortsausgang, Sichtung in der Stadtmitte, dann wieder: Gust auf der Straße. Wir waren fassungslos und sehr beunruhigt 😦
Wir hatten nur eine Chance: Mehrere Futterstellen rund um Welzheim.
Wir hofften, dass Gust sich irgendwann so sicher fühlen würde, um eine dieser Stellen anzunehmen.
Ab 22:00 Uhr am Freitagabend stand das Telefon still und wieder hatten wir eine extrem ruhige Nacht.
Kein Lebenszeichen von Gust. Der nächste Morgen begann betrübt. Konnte es wirklich sein, dass Gust den ganzen Freitagmittag lang durch Welzheim rennt und nachts einfach nichts mehr passiert?
Unsere Nerven lagen blank.
Wir wollten uns treffen, um Weiteres zu besprechen, und plötzlich erschien das erlösende Bild auf unseren Handys. Es ist Gust! Es ist Gust! Er hatte endlich wieder eine Futterstelle angenommen Wir machten Luftsprünge!
Nun hieß es für uns also: Alles in die Wege leiten, um die Falle stellen zu können. Gott sei Dank erhielten wir sehr schnell die Genehmigung vom zuständigen Jagdpächter.
Wir organisierten lauter unfassbar gute Leckereinen, packten unseren Campingkocher aus, stellten die Falle auf und bestückten sie mit dem frisch zubereiten Menü.
Um 12 Uhr verließen wir die Falle.
Jetzt fehlte nur noch Gust. Der Samstag ging direkt so weiter wie Freitag: Eine Sichtung nach der anderen aus jeder möglichen Ecke aus Welzheim wir hofften und bangten, dass Gust den Weg heil zur Falle zurück finden würde.
Um ca. 15.30 Uhr erhielten wir eine Sichtung, ca. 600 m entfernt von der Falle. Hoffentlich schlägt Gust auch die richtige Richtung ein 🙏
Um 16 Uhr bekamen wir das erste Bild von der Kamera an der Falle.
Wir hielten die Luft an. Das nächste Bild, schon ein Beinchen in der Falle. Hoffentlich kein Rückzieher, bitte Gust 🙏 und wie in einem Traum lief es nach der ganzen Odysee plötzlich wie am Schnürchen.
Um 16:02 Uhr dann die schönste Nachricht nach all den anstrengenden Tagen: „FANG“! Fang!! Juchu!!!! Gust war endlich gesichert.
Sichtlich erschöpft, aber wohlauf kuschelte er sich an uns und war so froh, endlich in Sicherheit zu sein, dass er uns sogar mit einem Schnarchen belohnte 😅
Wir können euch gar nicht sagen wie froh wir sind, dass wir den kleinen Mann nach seiner großen Reise endlich wieder an seine Familie übergeben konnten.
An dieser Stelle möchten wir uns ganz herzlich bedanken, bei den Helfern, die unermüdlich Flyer aufgehängt haben, bei den Sichtern, die sich umgehend gemeldet haben, dem zuständigen Jagdpächter, der uns ohne zu zögern, die Genehmigung erteilte. Bei der Familie Knödler für ihre Unterstützung, ebenso bei Petra und Uwe für ihre großartige Mithilfe und nicht zuletzt bedanken wir uns bei den Besitzern von Gust für das Vertrauen und die anstandslose Umsetzung von allem, wie wir es ihnen empfohlen hatten.
Het ga goed, lieber Gust!
Euer Hund entlaufen Baden-Württemberg Team


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